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Lesenswerte Beiträge von Gastautoren. Der Inhalt dieser Beiträge stammt von den jeweiligen Autoren und ihren persönlichen Einschätzungen und Erfahrungen.

 Das 1x1 der erfolgreichen Parasitenzucht
    von Lars Dettmann
 Behandlungsmethode gegen Karpfenpocken
    von Sigrid Meßner
 Tipps zur Salzbehandlung
    von Cornelia Lindemann
 Wissenswertes zur Fütterung
    von Lars Dettmann
 Ammoniak
    von Lars Dettmann
 Winterzeit
    von Mario Barthelme
 Grundlagen der Wasserchemie
    von Dirk Rainarz


  • Das 1x1 der erfolgreichen Parasitenzucht
    Wenn einer bei der Haltung und Vermehrung von Parasiten erfolgreich sein möchte, gilt es ein paar wichtige Grundregeln zu beachten. Das A und O in der erfolgreichen Haltung von Parasiten sind deren Wirtstiere (Fische). Diese sind Lebensraum und Nahrung zugleich und müssen dementsprechend sorgfältig vorbereitet und gepflegt werden. Ziel der Wirtspflege sollte es sein, die Immunabwehr des Wirtes soweit einzuschränken, daß sie den Parasiten nicht ernsthaft gefährlich werden kann, aber ein Verenden des Wirtes gerade noch verhindert. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, Fische in diesen Zustand zu bringen.

    Die Populationsdichte der Wirtstiere:
    Es empfiehlt sich, eine möglichst hohe Bestandsdichte an Wirtstieren aufzubauen. Dadurch erreicht man durch vielfältige Wechselwirkungen eine "Optimierung" der Wasserwerte und somit oft schon eine ausreichende Schwächung der Wirte. Man verhindert zudem Verluste unter den Parasiten, durch das Verfehlen eines geeigneten Wirtes.

    Die Fütterung der Wirtstiere:
    Bei der Fütterung der Wirtstiere ist darauf zu achten, sie möglichst einseitig zu ernähren. Der Einsatz von möglichst lange gelagertem Trockenfutter garantiert eine vorzügliche Reifung, wodurch der Gehalt der schädlichen Vitamine und essentiellen Fettsäuren erfolgreich abgesenkt werden kann. Bei der Auswahl des Futters sollte man zudem darauf achten, dass man sich für nur eine Sorte entscheidet und diese sich in ihrer Zusammensetzung möglichst stark von der des natürlichen Futterspektrums der Wirte (Fische) unterscheidet. Speziell bei Koi ist er daher unerlässlich, auf möglichst hohe Kohlenhydratgehalte (optimale Leber- und Eingeweideverfettung, sehr gute Beeinträchtigung der Verdauung), sowie möglichst niedrige Fettgehalte und damit eine zusätzliche Limitierung der Zufuhr essenzieller Fettsäuren (begünstigt verschiedene Mangelerscheinungen beim Wirt) zu achten.

    Beachtet man diese Grundsätze bei der Haltung und Fütterung der Wirte, lassen sich beachtliche Erfolge bei der Anzucht verschiedenster Parasiten realisieren.

    Dezimierung von Fressfeinden:
    Eine nicht zu unterschätzende Gefahr geht von verschiedenen Schädlingsorganismen im Teich aus, die vor allem kleineren Parasiten bzw. Larvenstadien gefährlich werden können. Dazu zählen verschiedenste Arten von Zooplanktern ebenso, wie Vertreter des Zoobentos. Ihre Bekämpfung ist nicht unkompliziert, da die jeweiligen Mittel oft auch bei den Parasiten zu erheblichen Verlusten führen können. Aber diesen Umstand muss man in Kauf nehmen. Die direkte Giftwirkung auf die Fressfeinde und die zu erwartenden Verluste unter den Parasiten und anderen Nährtieren der Schädlinge treffen insbesondere die Schädlingspopulationen. Die so erzielte akute Verknappung des Nahrungsangebotes in Kombination mit der Vergiftung führt oft zum Zusammenbruch der Schädlingspopulation, wodurch sich die Population der Parasiten um so prächtiger entfalten kann.

    Da eine vollständige Dezimierung der Fressfeinde jedoch nur selten gelingt, sollte man es nicht versäumen, schon beim Bau der Parasitenzucht darauf zu achten, ihren Lebensraum effektiv zu beeinträchtigen. Bodensubstrate wie Sand, bewachsene Uferbereiche und Pflanzenfilter könnten als Rückzugsgebiete der Parasitenfresser dienen und sind daher zu vermeiden. Dagegen eignen sich möglichst kahle Folienwände und -böden, Ansaugrohre in Bodennähe, sowie die Vermeidung von Mulmansammlungen im System bestens, um eine möglichst geringe Bestandsdichte an Parasitenfressern im Teich zu halten.

    Fazit: Ein hoher Bestand an geeigneten, weil geschwächten Wirtstieren und die gezielte Beeinträchtigung potentieller Fressfeinde der Parasiten sind die Eckpfeiler der erfolgreichen Parasitenzucht. Ihnen kann nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt werden.

    Zitat:
    Ich geh' hier nicht von einem "Biotop" aus, was vielleicht toll wäre, aber wohl kaum einer hat den Platz, um sich diese Form der Koihaltung genehmigen zu können. Auch Artgerecht möchte ich außen vorlassen, dann dürfte keiner ein Aquarium haben und jeder Zoo müsste unverzüglich geschlossen werden.
    Ein "Biotop" wäre grundverkehrt! Die Bedingungen dort lassen sich nur mit größerem Aufwand für Parasiten günstig gestalten. Auch hätte das mit artgerechter Haltung nichts zu tun, weil dort die armen Parasiten erheblichem Stress durch Fressfeinde und widerstandsfähige Wirte ausgesetzt wären. Solche Bedingungen können im schlimmsten Fall zum Zusammenbruch einer Parasitenpopulation führen, was den Nachkauf neuer Zuchtansätze auf einem meist überteuerten Wirt erforderlich machen würde.

    Zitat:
    Also gehen wir von so gut wie möglicher Haltung aus. Angenommen derjenige hat trotz allem Machbaren doch mal Probleme, irgendwann ist immer ein Schwächling dabei, was sollte man dann tun?
    Die Krux bei der erfolgreichen Parasitenzucht und -haltung ist immer, dass man mit einem gewissen Schwund an Wirten rechnen muss, der bekanntlich zu teurer Wiederbeschaffung von Ersatzwirten zwingt. Das kann man nur durch eine gezielte Steuerung der Parasitenpopulation verhindern. Es braucht jedoch Fingerspitzengefühl, um beim Einsatz von MGO & Co. die Parasitenpopulation nur soweit einzubremsen, dass der schwächelnde Wirt sich wieder fängt, ohne das der Bestand der Parasiten zu stark gefährdet wird. Es würde sonst unter Umständen zu lange dauern, bis man sie wieder in ihrer vollen Pracht unterm Mikroskop beobachten könnte.

    Zitat:
    Wie hält man Parasiten in Schach, ohne das sie zum Problem werden?
    Die hohe Schule der Parasitenhaltung besteht darin, durch gezielte, aber nach Möglichkeit nur geringfügige Verschlechterung der Vermehrungsbedingungen für die Parasiten dafür zu sorgen, dass die Population nicht aus dem Ruder läuft. Besonders eine argerechtere Haltung und Fütterung der Wirte kann hier in geringen Dosen helfen. Dabei ist allerdings größte Vorsicht geboten. Zu starke Veränderungen zu Gunsten der Wirte können die Parasitenpopulation in akute Gefahr bringen.

    Zitat:
    Wir wollen doch alle schöne bunte Karpfen, und nicht so verratzte Dinger wie in den Naturteichen. .wollten wir solche könnten wir uns gleich solche in trüben Teichen zulegen (mich stört das Trübe nicht!)
    Selbstverständlich sollten die Wirte einen optisch erträglichen Eindruck machen. Ein trüber Teich ist auch wenig zweckmäßig, da man so weder Schleimhauttrübungen, noch Flossenschäden vernünftig beobachten kann. Auch das lustige Scheuern der Wirte ist im trüben Wasser nur schlecht zu erkennen.

    Zitat:
    Hat das Futter einen Einfluss auf Parasiten? Mit was kann ich das verhindern (Futter?)
    s.o. Selbstverständlich hat das Futter für die Wirte größte Bedeutung für die Parasitenhaltung. Grundverkehrt wären folgende Dinge:

    1. die Verwendung von nicht überlagertem Futter (Lagerzeit < 6 Monate)
    2. die Verwendung von Futtermischungen, die eine gezielte Mangelernährung in Bezug auf essentielle Nährstoffe erschweren würde.
    3. die Verwendung von Futtermischungen, die sich an der natürlichen Nahrungszusammensetzung der Wirtstiere (beim Koi hauptsächlich Insekten) orientiert.

    Zitat:
    Vielleicht könnte man das Eine oder Andere doch noch optimieren?
    Das kann man immer! Alles was für den Wirt schädlich ist, ohne ihn zu töten, dient der Optimierung der Verhältnisse für die Parasiten. Wie oben aufgezeigt sind die Manipulationsmöglichkeiten dabei sehr vielfältig. Nur immer darauf achten, dass die Wirte überleben. Wobei der Zukauf neuer Wirte aus möglichst unterschiedlichen Herkünften bei unverzüglichem Einsetzen sehr oft zur freudigen Überraschung in Form einer Erweiterung der Parasitenvielfalt im Teich führt.

    Zitat:
    Kann man Koihaltung mit Forellenzucht vergleichen?
    Nur sehr bedingt. Die Forelle eignet sich zwar auch für die Bewirtung verschiedener Parasiten, ist jedoch zu anspruchsvoll und auch sehr empfindlich. Eine erfolgreiche Parasitenhaltung ist damit nur auf einem sehr niedrigem Populationsniveau möglich.

    Zitat:
    Ich würde auch keine FMC behandelte Forelle essen wollen...den Koi möchte ich aber auch nicht essen!
    Wer käme auch auf die Idee, der eigenen Parasitenpopulation die Wirte wegzufuttern?

    Zitat:
    Wie viel Parasiten kann man ertragen (lassen) die Karpfen und die Parasiten gibt es ja schon länger!

    Jepp, die Parasiten sind eine Erfolgsgeschichte für sich. Selbst unter optimalen Bedingungen für den Wirt hält sich oft eine kaum noch wahrnehmbare Parasitenpopulation wacker. Selbst wenn einem also mal die Kontrolle über die Haltungsbedingungen entgleiten sollte, reicht es oft, diese wieder etwas zu manipulieren, um erneut Freude an einer erstarkenden und kerngesunden Parasitenpopulation zu haben.

  • Behandlungsmethode gegen Karpfenpocken?
    Lesen Sie von den Erfahrungen unserer Gastautorin Sigrid Meßner zum Thema Salzbäder gegen Karpfenpocken. Ist diese Behandlung eine unglaubliche Entdeckung oder ist es ein purer Zufall gewesen?

    Ich möchte trotzdem den Koihaltern über meine Behandlungmethode gegen Karpfenpocken berichten, und hoffe den Lesern und den Koi eventuell bei dieser unheilbaren und unschönen Krankheit mit diesem Artikel helfen zu können.

    Dieses faszinierende, freizeitausfüllende Hobby Koi, hat mich erst seit Anfang 2000 gefangen genommen. Durch Zufall, so wie es vielen erging, sah ich zum ersten Mal Koikarpfen und war von der Schönheit der Farben und der Zahmheit an der Hand kommender Koi sehr überwältigt.

    Der Teich wurde nach meinem ersten Besuch der Inter-Koi auf 50.000 Ltr. vergrößert und dort haben zur Zeit neun 2jährige ein Zuhause gefunden. In meiner Freizeit befasse ich mich fast ausschließlich mit dem Thema Koi, artgerechte Haltung, notwendige Filterung und Krankheiten! Das letztere ist bei mir bis jetzt nur ein theoretisches Thema gewesen, bis ich bei einem Koi plötzlich weiße Hautveränderungen bemerkte, die sich über den ganzen Körper ausbreiteten. Diese Flecken verstärkten sich bei sinkenden Temperaturen enorm auf dem ganzen Körper und auf dem Maul; Flossen wurden nicht befallen!

    Ich durchstöberte sämtliche Fachliteratur, um diese Krankheit irgendwo zuordnen zu können. Ich suchte und fand wie immer auch Tipp´s und Informationen darüber bei meinen Koi-Hobby Freunden im Internet. Den Tipp, Photos an Frau Dr. Lechleiter zu schicken, kam ich sofort nach und auch sie bestätigte mir die Diagnose: Karpfenpocken!
    Diese Diagnose hatte ich schon vermutet, widersprach bei meinem Koi aber dem üblichen Krankheits-Verlauf, denn Karpfenpocken brechen gewöhnlich bei immungeschwächten Tieren im Frühjahr bei niedrigen Temperaturen aus, und bei steigenden Temperaturen bilden die Pusteln sich erst wieder zurück. Soweit so gut. Doch bei meinem Koi erschienen diese Flecken schon im Spätsommer bei gut 20° und bei den dann sinkenden Temperaturen zum Herbst hin verstärkte sich der Ausschlag sehr stark, und der Fisch sah für mein Empfinden einfach eklig aus!

    Koipocken, wurde mir bestätigt, können auch bei fehlendem oder geschwächtem Immunsystem bei sommerlichen Temperaturen ausbrechen, oft spielen auch unbewusste Streßfaktoren eine Rolle und eine Heilung ist nicht möglich. Da es sich um eine Virusinfektion handelt, und niemand weiß ob und wie eine Ansteckung möglich ist, machte ich mir natürlich auch um meinen übrigen Bestand Sorgen. Meine Überlegung wegen dem starken Befall war natürlich auch, den Koi aus dem Teich zu entfernen, was mir nicht leichtgefallen wäre, da es einer meiner ersten Koi war. Ein Zufall oder eine Inspiration ließ mich in einer Apotheke nach einer Tüte greifen, die ein Badesalz mit hochwertigem, mineralreichem Salz aus dem toten Meer für Neurodermitis-Erkrankungen enthielt.

    Nach Rücksprache mit dem Apotheker konnte ich davon ausgehen, dass es sich tatsächlich um reine kostbare Salze, die bei 500 gr.Inhalt 413 gr. reine Mineralien wie Kalzium, Magnesium, Natrium, Kaliumchloride und einen hohen Anteil an gelöstem Brom enthielt. Diese spezielle Kombination fördert den Transport der Mineralien durch die Zellmembranen. Gut, ich bin kein Chemiker und kein Biologe und ob Fische über Zellmembranen verfügen wusste ich auch nicht, trotzdem hat mich dies und die Aussage für eine gesunde, schöne Haut überzeugt und ich habe meinen Platinum Pockenkoi dann 2x im Abstand von 10 Tagen für je 25 min gebadet. Leicht dosiert, dass heißt 500 gr. auf 30 Ltr. Teichwasser, hat er dieses Bad sehr gut vertragen und nach der 2. Behandlung sind alle Pocken oder Pusteln zurückgegangen! Die Verträglichkeit habe ich dann bei allen(!) übrigen Koi getestet.

    Meine Behandlungstherapie wurde zwischenzeitlich von anderen Koi Liebhabern mit mehr oder weniger gutem Erfolg bei Karpfenpocken und bei anderen Hauterkrankungen getestet. Ob es sich tatsächlich um Karpfenpocken gehandelt hat kann ich wegen der Diagnosestellung, die anhand von Photos gemacht wurde, nicht hundertprozentig bestätigen. Trotzdem ist diese Behandlung meines Erachtens ein Versuch wert, auch wenn es sich nur(!) um eine bakterielle Hauterkrankung handelt, die damit sicher erfolgreich abheilen könnte. Mein Platinum hat nun nach 4 Wochen trotz 8° Teichtemperatur seine alte "Schönheit" zurückgewonnen.

    Herzliche Grüße
    Sigrid Meßner, Nideggen

  • Tipps zur Salzbehandlung
    Die Empfehlung zu Salzbehandlungen in der einschlägigen Fachliteratur ist meiner Ansicht nach erst mal die von Experten angegebene Notbremse, um den sofortigen und ungezielten sowie wahllosen Umgang mit allen möglichen Medikamenten einzuschränken, ohne eine konkrete Diagnose zu haben. Das ist letztendlich die Botschaft, die ich daraus gezogen habe. Und ich habe alle Bücher gelesen! also ganz am Anfang der auftretenden Veränderungen im Verhalten der Koi sowie erster Symptome, wie zB vermehrte Schleimbildung)

    Wenn Koi gestreßt sind und man sich am Anfang der auftretenden Veränderungen im Verhalten der Koi oder dem Auftreten der ersten Symptome wie z.B. vermehrte Schleimbildung noch nicht im Klaren ist, wodurch diese auftreten, ist der Einsatz von Salz ratsam, weil die bereits beschriebenen Wirkungsmechanismen dann einsetzen: Der Wasser-und Elektrolythaushalt des dann schon angeschlagenen Tieres kann in kurzer Zeit und für den Koi ohne zusätzlichen Energieaufwand ausgeglichen werden; die Atmung über Haut und Kiemen wird verbessert, weil Salz entschleimend wirkt, der vermehrte Schleim abgestoßen wird und die darin enthaltenden Parasiten unter Umständen auch mit abgestoßen werden. Die Physiologie wurde also wieder hergestellt. Der Koi kann seine Körperenergien für wichtigere Funktionen freisetzen, sei es z.B. für die körpereigene Abwehr eingedrungener Krankheitserreger. Das entlastet das Tier, es wird vitalisiert. Wirkprinzip der Infusionstherapie beim Menschen entsprechend.

    Bei leichtem Befall oder im Prodromalstadium kann das durchaus noch Wirkung zeigen. Zumindestens erscheint der Koi dann rein optisch unauffällig und wieder agil. Wenn ich jetzt aber nochmal den Bezug zur Medizin herstellen darf: ich habe noch keinen Patienten erlebt, der eingeliefert wurde mit schlechtem Zustand und unklarer Diagnose, dann eine Infusionstherapie erhalten hat und anschließend entlassen wurde, nur weil es ihm augenscheinlich wieder besser ging. Es wurde immer nach einer Ursache gesucht. So sollte es sich eigentlich dann auch in unserem Hobby abspielen.

    Der Einsatz eines Salzbades als Mittel der ersten Notversorgung sollte die korrekte Diagnostik unmittelbar nach sich ziehen. Egal, wie munter der Patient wirkt auf uns. Das heist, nach der Infusionstherapie oder parallel dazu kann der Patient dann sein Präparat bekommen, was auch wirklich auf ihn zugeschnitten ist. Wenn die Koi erheblich angeschlagen und schon schwer erkrankt sind, kann also die Therapie nicht heißen: setzen wir ihn mal in ein Salzbad und warten ab, was in 1-2 Tagen passiert. Dann muß sofort und kompromisslos gehandelt werden. Und dann hilft auch kein Salzbad mehr. Der zusätzliche Stress durch ein höher konzentriertes Salzbad kann den Koi das Leben kosten.Fachleute raten nicht umsonst dazu, den Koi bei einer Salzbehandlung gut zu beobachten und gegebenenfalls sofort umzusetzen. Selbst ein gesund erscheinendes Tier kann dir im Salzbad kippen, wenn du nicht aufpasst (prophylaktisches Bad vor Einsatz in die Quarantäne zum Beispiel). Wie wirkt dann also höher konzentrierte Salzlösung auf ein stark erkranktes Tier? Es muß also heißen: sofortige Diagnose und sofortige Behandlung mit dem konkreten Medikament. Das ist der sinnvollere Weg.

    Im System würde ich Salz auch nicht einsetzen, es tritt Gewöhnung ein und auch wegen der bereits eingeschränkten Möglichkeit, dann gleichzeitig Medikamente einzusetzen. Es senkt allerdings auch die Fischgiftigkeit von Nitrit, muß dann aber durch Wasserwechsel komplett entfernt werden. Als schwach dosierte Lösung würde ich es maximal bis zu einer Konzentration von 0,3% einsetzen (Dauerbad bis 5 Tage). Als hochdosiertes Kurzzeitbad maximal 2-3% über höchstens 20 Minuten! Stark belüften! Abdecken! Ich habe auch gelesen, dass man bei konzentrierten Bädern das Salz nicht auflöst. Es wird nur ins Wasser (nach den Koi) hineingegeben und löst sich dort nach und nach selbst. Sie dürfen sich aber nicht auf das Salz legen. So handhabe ich das selbst. Wenn man Zeolith im Einsatz hat, muß dieses unbedingt vorher aus dem Filter entfernt werden, da durch das Salz die gebundenen Schadstoffe (Ammonium/Ammoniak) sonst wieder entfernt werden. Ich zitiere hier nochmal Dr. Lechleiter: "Kochsalz wird auch eine antiparasitäre und antimykotische Wirkung zugeschrieben, es ist aber bezüglich der Effektivität anderen antiparasitären und antimykotischen Präparaten deutlich unterlegen." Zitat Ende. Gegen Bakterien wirkt es überhaupt nicht. Deshalb ist die korrekte Diagnosestellung unerläßlich und sofort nötig.

    Cornelia Lindemann

  • Wissenswertes zur Fütterung
    Da ich mein Geld im Wesentlichen damit verdiene, Fische zu füttern, mag ich jetzt auch mal meinen Senf dazu geben. Wer mag, darf mich danach auch verbal in der Luft zerreißen, wenn er denn sachliche Argumente parat hat.

    Erste These:
    *Fische tun sich unter 10°C zunehmend schwer mit der Verdauung. Sie belastet den Kreislauf der Fische*

    Grübel... Was passiert denn, wenn es im Teich kälter wird? Zwei wesentliche Sachen in Sachen Stoffwechsel/Verdauung.

    1. Die ganze Sache mit den biochemischen Abläufen wird um ein vielfaches langsamer. Es braucht also einfach mehr Zeit, die gleiche Menge Futter umzusetzen, als im Sommer. Da mit der Verlangsamung des Stoffwechsels insgesamt auch der Energiebedarf des Fisches zurück geht, halten sich Energiegewinnung durch Fressen und Energieverbrauch für die normalen Lebensvorgänge trotzdem die Waage.

    2. Die "Gründlichkeit" der Verdauung läßt nach, da verschiedene Enzyme ausserhalb ihres Temperaturoptimums nicht mehr so funktionieren, wie es im Sommer der Fall ist. Daher finden sich im Kot der Fische bei niedrigen Temperaturen mehr an sich verwertbare Inhaltsstoffe, als in wärmeren Zeiten.

    Wo aber ist da der Aufhänger für eine Mehrbelastung von Organismus oder gar Kreislauf? Durch die deutliche Verlangsamung der Umsetzung vom Futter hat der Fisch viel mehr Zeit, O2-Nachschub und die Entsorgung von CO2, NH3 & Co. zu erledigen. Die O2-Gehalte werden in den meisten Teichen in den kühleren Monaten auf einem höheren Niveau liegen, als im Sommer. Die Energiebilanz zwischen dem Aufwand an Energie für Aufnahme und Verdauung des Futters gegenüber dem Ertrag an Energie aus der Verdauung/Umsetzung wird auch in der kalten Zeit immer positiv im Sinne eines Energiegewinns sein.

    Zweite These:
    *Freßverhalten ist nur ein "Schnapp"-Reflex und hat nix mit Hunger zu tun*

    Fische suchen Sommer wie Winter nach Nahrung. Ich habe noch keinen Wildfang erlebt, der im Winter selbst unter Eisbedeckung einen leeren Darm hatte. Ein durch die zusätzliche Fütterung anerzogenes Verhalten mag eine Futteraufnahme begünstigen. Dieses Verhalten als Reflex abzutun und den Rest des durchaus komplexen Appetenzverhaltens bei Fischen zu ignorieren, hilft nicht weiter.

    Dritte These:
    *Winterfütterung führt zu stärkerer Eutrophierung des Teiches und entsprechenden Problemen im Frühjahr*

    Meint mit Sicherheit die Anreicherung von Stickstoff- und Phosphorverbindungen in der Zeit, in der die Vegatation Pause macht. Das ist ein Argument, solange man die Optik des Teiches an erster Stelle sieht. Was aber ist mit den Fischen? Die Vorfahren von Goldfisch, Koi & Co. stammen nicht aus Gewässern mit 2 Metern Sichttiefe. Grad der Eutrophierung und Nahrungsangebot gehen Hand in Hand. Ein Gartenteich mit klarem Wasser ist da eher eine magere "Weidefläche". Gepaart mit einem (üblich) unnatürlich hohen Fischbesatz ist da Kohldampf angesagt. Wenn ich im Sommer füttern muß, weil die Naturnahrung nicht ausreicht... warum soll sie dann im Winter reichen? Wer das eine will (starken Fischbesatz) muß das Andere mögen (höheren Nährstoffeintrag -> stärkere Eutrophierung). Aus Angst vor Algen zu riskieren, daß die Fische im Frühjahr zum Teil heftige Probleme bekommen?

    Vierte These:
    *bei Kois ist alles anders*

    Was unterscheidet den Koi (Cyprinus carpio) vom gewöhnlichen Karpfen (Cyprinus carpio)? Machen die "Gendefekte" in Sachen Färbung und ein paar Macken aus der Zucht nach optischen Kriterien so große Unterschiede in Sachen Ernährung?

    Bei der Winterfütterung geht es darum, dem Fisch bei der Schonung seiner hoffentlich angefressenen Reserven in Sachen Energie und essentielle Nährstoffe behilflich zu sein. Gerät eins von beiden in den Mangel, gibt es richtig Ärger. In einer kleinen Wasserpfütze mit wenigen m³ Volumen, möglichst noch mit direkter Sonneneinstrahlung fahren die Temperaturen ständig Achterbahn, wo sich in einem natürlichen See nix rührt. Diese Achterbahnfahrt zwingt die Fische zu Anpassungen und damit zu verstärktem Verbrauch von Reserven, während die Kollgen im See damit kaum Streß haben. Die Fraktion im See ist dennoch auch unter Eis weiter auf Nahrungssuche. Warum sollen zur gleichen Zeit Fische im Teich hungern wollen?

    Das von manchen angesprochene Energiemangelsyndrom kostet jedes Jahr viele Fische das Leben. Fischtierärzte und andere Leute vom Fach reden sich seit Jahren den Mund fusslig und versuchen das Problem zu erklären. Warum kommt das bei einigen Leuten nicht an? Fische fressen annähernd 12 Monte im Jahr. Sie verdauen auch noch bei 4°C. Ob ich die Fische im Winter füttern muß, ist keine Glaubensfrage, sondern schlicht davon abhängig, ob sie im Teich auch im Winter genug Futter finden. Wenn nicht, sind sie zu füttern. Dabei reicht es völlig aus, wenn im Abstand von Tagen wenig, aber leicht verdauliches Futter gegeben wird. Solange die Fische fressen, kann man davon ausgehen, daß sie das Futter auch brauchen.

    Mit freundlichen Grüssen
    Lars Dettmann

  • Ammoniak
    Der Ursprung:
    Ammoniak (NH3) entsteht immer dort, wo Eiweißverbindungen (Proteine) im Organismus "verheizt" werden, um den Energiebedarf des Lebewesens zu decken. Alle Lebewesen, die proteinhaltige Nahrung aufnehmen (von Bakterien über sämtliche Kleinstlebewesen bis hin zum Fisch) nutzen einen Teil der aufgenommenen Proteine zur Energiegewinnung im Stoffwechsel. Sie alle gemeinsam produzieren dabei das "Abfallprodukt" NH3 und geben es an den Wasserkörper ab. Entsprechend dem Gesamtangebot an proteinhaltiger Nahrung für diese Organismen steigt oder fällt die freigesetzte Menge an NH3.

    Die Entsorgung:
    Entsprechend ist auch für den Fisch NH3 ein ganz normales "Abfallprodukt" seines Stoffwechsels. Wie jeder Abfall, muss auch NH3 aus dem Organismus entsorgt werden. Der Fisch bewerkstelligt diese Entsorgung zu ca. 90% über die Kiemen, den Rest erledigt die Niere.

    Die Ausscheidung an den Kiemen erfolgt über Diffusion. NH3-Moleküle können problemlos durch das Kiemenepithel diffundieren. Das Verhältnis zwischen der NH3-Konzentration im Fischblut und der NH3-Konzentration im Wasser um die Kiemen herum (Konzentrationgradient) bestimmt darüber, wie effektiv die NH3-Ausscheidung ist. Je weniger NH3-Moleküle im Wasser um die Kiemen unterwegs sind, desto besser wird der Fisch sein NH3 aus dem Blut los.

    NH3 als Fischgift?
    Kann der Fisch nicht mindestens soviel NH3 abatmen, wie gleichzeitig im Körper entsteht, kommt es zu einem Rückstau und entsprechenden Vergiftungserscheinungen. Man findet in der Literatur und diversen Veröffentlichungen im Web immer wieder eine Weite Spanne von Grenzwerten für NH3. Daneben wird im Zusammenhang mit NH3 immer wieder vor pH-Werten über 7 gewarnt. Was hat es damit auf sich?

    Die Sache mit dem pH-abhängigen Dissoziationsgleichgewicht zwischen Ammoniak (NH3) und dem Ammonium (NH4+) ist bekannt. Je höher der pH-Wert, desto größer der Anteil von NH3 an der Gesamtkonzentration beider Stoffe. Gleiches gilt natürlich auch in die andere Richtung. Sinkt der pH-Wert im Wasser ab, verschiebt sich das Verhältnis hin zum Ammonium (NH4+). Genau in diese Richtung geht es an den Kiemen der Fische, wenn alles nach Plan läuft.

    Die Bedeutung der CO2-Abatmung:
    Der Fisch spült mit einem Atemzug frisches Wasser in den Kiemenbereich. Durch die Ausscheidung von CO2 an den Kiemen wird dieses Wasser um die Kiemen herum angesäuert. Der pH-Wert sinkt und ein Teil der vorhandenen bzw. ausgeschiedenen NH3-Moleküle wird zu (NH4+)-Ionen. Trotz der Ausscheidung von NH3 bleibt so ein ausreichendes Konzentrationsgefälle zwischen NH3 im Blut und NH3 im Kiemenwasser erhalten. Der zwischen den Atemzügen des Fisches ansteigende CO2-Gehalt im Kiemenwasser hat also über die Absenkung des pH-Wertes im Kiemenwasser eine große Bedeutung für die Ausscheidung von NH3.

    Auf diese Weise können die Fische auch bei pH-Werten > 8 im Teichwasser nahezu problemlos ihr NH3 an den Kiemen entsorgen, solange die Geschichte mit der Ansäuerung über das CO2 klappt. Je langsamer ein Fisch atmet, desto größer ist der Effekt der Ansäuerung des Kiemenwassers. Muss er schneller atmen, wird's problematisch.

    Der Einfluß des O2-Gehaltes im Wasser auf die Giftigkeit von NH3:

    Die Atemfrequenz des Fisches richtet sich immer nach dem Stand der O2-Versorgung im Organismus. Entsprechend spielt neben dem O2-Angebot im Wasser auch der O2-Bedarf des Fisches eine wichtige Rolle. Bei Bedarf erhöht der Fisch unter anderem die Atemfrequenz und bringt so das Verhältnis zwischen O2-Angebot und O2-Nachfrage wieder ins Lot. Mit einer verkürzten Atemfrequenz kann sich jedoch nicht mehr soviel CO2 im Kiemenwasser anreichern, bevor der nächste Atemzug kommt. Daraus ergeben sich zwei Probleme für den Fisch.

    Das eine Problem ist eine schwächere Ansäuerung des Kiemenwassers, wodurch weniger des ausgeschiedenen NH3 zu NH4+ umgewandelt wird. Das Konzentrationsgefälle NH3-Blut/NH3-Kiemenwasser nimmt ab. Die Menge des per Diffusion ausgeschiedenen NH3 geht zurück. Wird weniger ausgeschieden, als im Organismus des Fisches gleichzeitig an NH3 anfällt, kommt es zu einem Rückstau. Dort, wo NH3 freigesetzt wird, klemmt es mit dem Abtransport. In andere Gewebsbereiche diffundiert verstärkt NH3 ein. So kommt es zu vielfältigen Störungen im Zellstoffwechsel mit entsprechenden Vergiftungserscheinungen. Die Fische reagieren apathisch und ziehen sich oft in flache Uferbereiche zurück. Sie verändern die Färbung und haben blasse, geschwollene Kiemen

    Der CO2-Mangel
    Die genannten Vergiftungserscheinungen werden regelmäßig von einem anderen Effekt begünstigt bzw. mit verursacht, der nicht weniger gefährlich ist. Wird der Fisch gezwungen, seinen O2-Bedarf über eine erhöhte Atemfrequenz zu decken, besteht die Gefahr des Hyperventilierens. Sobald der Fisch mehr CO2 abatmet, als gleichzeitig im Organismus entsteht, kommt es zu einem CO2-Mangel im Blut. Dieser CO2-Mangel führt zu einem Anstieg des Blut-pH-Wertes (respiratorische Alkalose), der ebenfalls massive Störungen im Organismus verursacht. Unabhängig vom NH3 kommt dieser Effekt immer dann zum Tragen, wenn niedrige O2-Gehalte mit hohen pH-Werten (>pH 8 = minimaler CO2-Gehalt) kombiniert werden. Weitere Faktoren in diesem Teufelskreis sind dann der O2-Bedarf des Fisches (Wassertemperatur, Fütterung) und Effekte, die die Atmung behindern (Nitritvergiftung, Kiemenschädigungen u.ä.).

    Gegenmaßnahmen:
    Unmittelbare Maßnahmen beim Auftreten erhöhter NH3-Werte sollten sich in erster Linie auf eine Optimierung des O2-Gehaltes richten, wobei der CO2-Gehalt des Wassers nicht verringert werden darf! Wasserfälle, Fontänen und ähnliche Spielereien sind in Sachen CO2-Austrag um ein Vielfaches effektiver, als sie O2 ins Wasser bringen. Man erweist den Fischen also keinen Dienst, wenn man bei schon miesen O2-Gehalten (< 6 mg/l) den O2-Gehalt auf Kosten der CO2-Konzentration mit solchen Belüftungsaktionen verbessern möchte.

    Daneben gilt es, den O2-Bedarf der Fische zu reduzieren. Das lässt sich am besten über eine reduzierte bzw. befristet ganz eingestellte Fütterung erreichen. Gleichzeitig wird mit dem Futter eine wesentliche Quelle für die NH3-Freisetzung gekappt.

    Lars Dettmann

  • Winterzeit
    oder: "Was muß ich beachten, um meine Koi gut durch die kalte Jahreszeit zu bringen?"
    Viele meiner Kunden stellen mir diese Frage. Mit diesem kleinen Bericht möchte ich Ihnen einmal aufzeigen, wie ich meine Koi durch den Winter bringe. Vorab sollte man aber erwähnen, dass alle Teiche eigenen Gesetzen unterliegen und kein Teich gleich ist. Somit muss jeder Koiliebhaber für sich selbst entscheiden wie und was er mit seinem Teich im Winter macht.

    Koi sind eigentlich sehr robuste Fische. Sie vertragen Temperaturen von 4 bis 30 Grad ohne größere Probleme, trotzdem gibt es einige Dinge zu beachten.

    Bestimmte Temperaturbereiche schaden dem Koi. Dies liegt daran, dass bei Temperaturen von 8 bis 13 Grad das Immunsystem der Koi nicht mehr gut arbeitet, bestimmte Parasiten und Bakterien sich aber gerade bei diesen Wassertemperaturen besonders gut vermehren und unseren Koi das Leben schwer machen.
    Temperaturunterschiede, oder besser gesagt Temperaturschwankungen, von mehr als 5 Grad stressen den Koi sehr, da sein Organismus als Wechselblütler sich den Temperaturen angleicht, und er somit viel Energie aufwenden muss um seinen Organismus den Temperaturschwankungen anzugleichen.
    Winterruhe hält der Koi bei 4 bis 6 Grad. Bei diesen Temperaturen steht der Koi nahe am Boden des Teiches und bewegt sich kaum noch, da er selbst weiß, dass jede Bewegung ihn sehr viel Energie kostet und mit einer starken Anstrengung verbunden ist. Aus diesem Grund ist es ratsam, die Koi in ihrer Winterruhe nicht zu stören und zu erschrecken. Jede noch so kleine Schwimmbewegung verbraucht unnötige Energiereserven, die der Koi zur Überwinterung braucht.
    Leider machen viele Koiliebhaber den Fehler und setzen zu den Koi Störe in den Teich. Diese wunderschönen Tiere halten leider bei Temperaturen um die 5 Grad keine Winterruhe, sie sind ständig im Teich unterwegs und stören die Koi. Oftmals stoßen sie die Koi an und die Koi schwimmen dann aufgeschreckt durch den Teich. Wieder wird unnötig Energie verbraucht und der Organismus des Koi geschwächt. Also, liebe Koifreunde, zum Wohle Eurer Koi, lasst die Störe aus dem Koiteich !!!

    Wie mache ich meinen Koiteich nun winterfest?
    Als erstes sollte man etwas aus der Physik wissen. Wasser hat seine größte Dichte bei 4 Grad und ist somit bei dieser Temperatur am schwersten.
    In der Theorie sieht das nun folgendermaßen aus:
    Ist der Teich nun wenigstens 150 cm tief so wird in dieser Tiefenregion mindestens eine 40 cm hohe Schicht mit einer Temperatur von 4 Grad sein, selbst wenn der Teich teilweise oder ganz zufriert.
    Nun, das besagt die Theorie. Wie sieht das nun aber in der Praxis aus?

    Hier spielen viele Faktoren eine Rolle, aber eines sei vorweg gesagt: Diese Schichten gibt es selbst in Teichen von 200 cm Tiefe oder mehr so gut wie nie !?

    Nun fragen Sie sich sicherlich warum denn nicht. Dies läßt sich eigentlich ganz einfach erklären. Die Koi schwimmen immer ein wenig, dadurch kommt es zu Wasserverwirbelungen und zum Vermischen der einzelnen Wasserschichten. Zusätzlich sorgen Regen, Wind und auch die Teichbelüfter und der Wassereinlaß für ein ständiges Vermischen dieser Schichten.

    Wie kann ich nun dafür sorgen, dass es trotz dieser vielen Faktoren eine relativ warme Wasserschicht in Teichbodennähe gibt?

    Zuerst werden die Bodenabläufe geschlossen. Pumpen und Belüfter werden aus der Tiefenregion entfernt. Der Bachlauf wird abgestellt.
    Wenn man den Filter über Winter durchlaufen lassen will, so setzt man die Pumpe an eine flache Stelle im Teich, ca. 20 bis 30 cm unter die Wasseroberfläche. Der Wassereinlauf wird so gestellt, dass das Wasser aus dem Filter nicht in die Tiefenregion strömt und sich somit nicht mit dem wärmeren Wasser mischt.
    Eine gründliche Reinigung der Filteranlage und des Teiches vor dem Winterbetrieb versteht sich dabei von selbst.

    Betreibt man den Filter mit mehreren Pumpen, so kann man diese, bis auf eine Pumpe abstellen. Der Filter verrichtet im Winter nur eine Partikelreinigung, das heißt es werden nur Grobschmutz und Schwebstoffe aus dem Wasser entfernt, denn die nitrifizierenden Bakterien, die Ammonium abbauen stellen ihre Arbeit bei ca. 10 Grad Wassertemperatur ein.

    Die UVC- Anlage kann ausgeschaltet oder abgebaut werden, da bei Temperaturen unter 10 Grad auch kein Algenwachstum mehr vorhanden ist.

    Die Lüfter hängt man ca. 15 cm unter die Wasseroberfläche an eine Ecke des Teiches, damit dort ein Teil der Wasseroberfläche eisfrei gehalten wird. Dadurch kommt es nicht zur Vermischung von kaltem und warmen Wasser und ein Gasaustausch zwischen Teich und Luft ist gegeben.

    Fährt man alle 14 Tage einen Teilwasserwechsel von 10 % durch, so wird das den Teich zwar nicht viel erwärmen, jedoch wird sich die Warmwasserschicht wieder etwas regenerieren. Es gibt Koiliebhaber, die es selbst bei strengen Wintern schaffen, alleine durch stetige Frischwasserzufuhr mit Brunnenwasser die Wassertemperatur am Teichboden bei 4 bis 6 Grad zu halten und das auch ohne Heizung.

    Um ein sehr starkes Auskühlen des Teiches zu verhindern kann man den Teich mit diversen Materialien abdecken (Noppenfolie, Styropor, Styrodur, PE-Bälle, Doppelstegplatten, usw...). Dabei sollte man aber auch darauf achten, dass eine kleine Stelle im Teich nicht abgedeckt wird. Diese Stelle sollte dann auch eisfrei gehalten werden (z.B. mit einem Teichheizer).

    Um eine Stelle im Teich effektiv und mit relativ geringen Kostenaufwand eisfrei zu halten gibt es im Teichzubehörhandel eine recht günstige Methode. Man kombiniert einen Heizstab mit einem Frostwächter, der sich bei 0 Grad einschaltet. Somit bleibt ein Teil des Teiches immer eisfrei. Angeboten wird dieses System von der Firma Schego, zu beziehen im autorisierten Fachhandel. Der Heizer mit 300 Watt kostet um die 70 DM und der Frostwächter nochmals um die 80 DM.
    Durch diese eisfreie Stelle kann man zum einen seine Koi auch im Winter beobachten und bei eventuellen Krankheitserscheinungen handeln und zum anderen wird auch hier wieder ein Gasaustausch gewährleistet.

    Sollte es einmal zu einer geschlossenen Eisdecke am Teich kommen, so hacken Sie niemals ein Loch ins Eis! Betreten Sie auch nie die Eisfläche oder kommen Sie niemals auf die Idee auf dem Teich Schlittschuh zu laufen! Durch diese Dinge werden die Koi in ihrer Winterruhe massiv gestört und der Lärm ist für die Koi unerträglich!
    Es kann dazu kommen, dass die Koi einem Herzversagen erliegen oder so aufgeschreckt werden, dass sie soviel Energie verbrauchen und dadurch die Winterzeit nicht überleben.

    Eine geschlossene Eisdecke läßt sich am besten und ohne viel Stress für ihre Lieblinge mit etwas heißem Wasser öffnen.

    Ich arbeite ohne Abdeckung und Heizung und das schon seit Jahren ohne größere Probleme oder Verluste bei meinen Koi. Mein Teich hat eine Tiefe von 190 cm und ein Volumen von 40.000 Liter. Bei mir läuft die Filteranlage gedrosselt über den ganzen Winter. Bedenken sollte man aber auch, dass ich in einer Rheinebene wohne, die eigentlich sehr milde Winter hat.

    Allen Koiliebhabern mit Teichheizung sei hier ein Tipp gegeben. Heizen Sie ihren Teich so lange auf wenigstens 15 Grad, bis die Tagestemperaturen 8 Grad nicht mehr überschreiten. Dann lassen Sie ihren Teich jeden Tag zwei Grad abkühlen, bis Sie eine Teichtemperatur von 5 bis 6 Grad erreicht haben. Wenn Sie ihren Teich über Winter bei diesen Temperaturen halten, werden Sie so gut wie keine Probleme mit ihren Koi haben.

    Ich wünsche Ihnen und Ihren Koi eine schöne Winterzeit

    Mario Barthelme

  • Grundlagen der Wasserchemie
    Mit diesem Text möchte ich alle jene Teichbesitzer ansprechen, die sich bisher nur wenig über die Wasserwerte ihres Teiches gekümmert haben oder aber ihr Wissen vertiefen möchten. Ich werde zuerst einige Grundlagen und Begriffe erklären und anschließend genauer auf die einzelnen Vorgänge eingehen. Abschließend folgen einige Schlussfolgerungen und Ratschläge.

    Erstmal eine Erklärung:
    Wenn ich in diesem Fachbeitrag über Nährstoffe rede, meine ich Nitrate (NO3) und/oder Phosphate (PO4). Ein Biochemiker würde mich für diese Definition kreuzigen, aber für unsere Zwecke ist das ok.

    Wasser ist nicht gleich Wasser

    Von außen betrachtet ist Wasser meistens klar. Klares Wasser, gutes Wasser? Definitiv nicht. Es gibt jede Menge Stoffe, die im Wasser gelöst sein können ohne mit dem Auge entdeckt zu werden und trotzdem schädlich sind. Was interessiert uns besonders?

    Der pH-wert
    Im Wasser sind immer saure oder basische Stoffe. Wenn weder basische noch saure Stoffe im Wasser sind, ist es chemisch neutral. Das entspricht einem pH-wert von 7. Je mehr saure Stoffe im Wasser, desto niedriger der pH-wert. Man spricht von saurem Wasser. Wenn viele basische Stoffe vorhanden sind steigt der pH-Wert. Man spricht von alkalischem Wasser. Alle Lebewesen im Wasser, ob nun Pflanzen, Tiere oder Mikroorganismen, reagieren sehr stark auf Schwankungen des pH-Wertes. Weder extrem saures Wasser, noch extrem alkalisches Wasser ist gesund für unseren Teich. Der pH-Wert wird durch die Karbonhärte (KH) und das Kohlendioxid (CO2) bestimmt.

    Gesamthärte ( GH )
    Der Härtegrad des Wasser wird durch die im Wasser gelösten Calzium- und Magnesiumsulfate bzw. -carbonate bestimmt. Das sind meistens Kalzium und Magnesiumsalze. Ist die Konzentration dieser gelösten Salze hoch, bezeichnet man das Wasser als hart, bei geringer Konzentration als weich.

    Karbonathärte (KH)
    Die Karbonathärte ist Teil der Gesamthärte. Sie gibt die Konzentration an Carbonat an, welche im Wasser gelöst ist. Langfristig sinkt in einem Teich die KH, weil das Wasser biogen entkalkt wird (Im Carbonat gebundenes CO2 wird freigesetzt). Das wird jedoch teilweise durch Sulfat-Ionen wieder ausgeglichen. Die KH steht im chemischen Gleichgewicht mit CO2 und beeinflusst den pH-Wert. Eine hohe KH in Verbindung mit dem CO2-Gehalt des Wassers "puffert" und verhindert so starke Schwankungen des pH-Wertes durch äußere Einflüsse. Wenn die KH zu weit sinkt, führt das zu weniger stabilen pH-Werten, da die Pufferkapazität dann schnell aufgebraucht ist. Hohe KH Werte sind wenig bedenklich. Allerdings führt eine hohe KH allein schon zu einem pH-Wert im Bereich zwischen 8 und 9.

    Kohlendioxid (CO2)
    CO2 ist wichtig für unseren Teich. Ohne CO2 würde im Teich nichts wachsen, da alle Arten von Pflanzen CO2 zum Wachsen und für die Fotosynthese (Traubenzucker-Produktion mit Sauerstoff als "Abfallprodukt") brauchen. Eine zu hohe Konzentration ist jedoch für Fische und andere Tiere giftig, wobei die Gefahr gering ist, dass in einem Gartenteich ohne äussere Eingriffe jemals eine zu hohe Konzentration entsteht. Der CO2 Gehalt beeinflußt den pH-Wert: Je höher der CO2 Gehalt, desto höher der pH-Wert. Durch die Atmung der Fische und durch den Abbau von Kohlenhydraten und Eiweißen im Stoffwechselvon aeroben Bakterien und Pflanzen entsteht CO2.

    Sauerstoff (O2)
    Sauerstoff ist lebenswichtig. Auch im Wasser. Alles im Wasser braucht O2 zum Leben. Pflanzen (während der Nacht), Tiere, die meisten Bakterien. Der O2-Gehalt schwankt im Verlauf des Tages. Nachts wird O2 verbraucht, aber nur wenig erzeugt oder dem Wasser zugeführt. Tagsüber produzieren Wasserpflanzen sehr viel Sauerstoff, so dass am Abend der O2-Gehalt am höchsten ist. Morgens hingegen ist er am geringsten. Sauerstoff gelangt auf zwei Wegen in den Teich, nämlich durch die Fotosynthese und den Eintrag von Luftsauerstoff durch einen Wasserfall, einen Bachlauf oder durch von einer Pumpe hervorgerufene Wasserverwirbelungen. Je bewegter das Wasser, desto mehr O2 wird durch Lufteintrag aufgenommen. Fotosynthese ist ein mehrstufiger, komplizierter, pflanzlicher Stoffwechselvorgang, bei dem Pflanzen aus CO2 und Licht Traubenzucker erzeugen. Dabei wird Sauerstoff freigesetzt. O2 wird zwar in mg/l angegeben, wirklich wichtig ist allerdings der Sättigungsgrad des Wassers. Wasser kann, je nach Temperatur, nur eine bestimmt Höchstmenge an O2 aufnehmen, bevor es gesättigt ist (100%). Kaltes Wasser reichert sich schneller mit O2 an als warmes Wasser. Es ist möglich, den O2-Gehalt über 100% steigen zu lassen. Sauerstoff Sättigungskonzentration (Entspricht 100% Sättigung):

    • 5° Wassertemperatur : 12,8 mg/l
    • 10° : 11,3 mg/l
    • 15° : 10,1 mg/l
    • 20° : 9,1 mg/l
    • 25° : 8,3 mg/l
    • 30° : 7,6 mg/l
    • 35° : 6,9 mg/l

    Zum Vergleich: Kritische Werte für die Teichbiologie beginnen bei etwa 2 mg/l.

    Nitrate (NO3)
    Nitrate sind Mineralien, die entweder durch Umwelteinflüsse ins Wasser gelangen (Dünger vom Rasen, teilweise auch im Leitungswasser enthalten) oder durch den Stickstoffkreislauf erzeugt werden. Sie dienen Pflanzen als Dünger. NO3 ist also wichtig für das Wachstum der Pflanzen. Leider führt eine hohe NO3-Konzentration auch schnell zum Wachstum von Algen. NO3 ist in sehr hohen Konzentrationen giftig.

    Ammonium (NH4):
    Ammonium bildet sich aus dem bakteriellen und pflanlichen Zersetzungsprozess von Eiweißen unter aeroben Verhältnissen (Sauerstoff ist zumindest in geringen Maßen vorhanden), wenn der pH-Wert < 7 ist. Es wird nicht weiter abgebaut und verbleibt als Ammonium Ion im Wasser. Diese wird von Pflanzen als Dünger aufgenommen. Allerdings können nicht alle Pflanzen NH4 aufnehmen. Algen z.b. haben zwar eine extrem hohe NO3 (Nitrat) Aufnahme, aber nur eine geringe NH4 Aufnahme. Wenn aus irgendwelchen Gründen Ammonium Ionen im Wasser verbleiben (z.B. bei geringem Pflanzenbesatz) und dann der pH-Wert in alkalische Bereiche ansteigt, gibt das Ammoniumion ein Wasserstoffkation ab und verwandelt sich dadurch in giftigen Ammoniak, ein sich sehr gut in Wasser lösendes Gas mit stechendem Geruch. Ammoniak (NH3)
    Ammoniak steht mit den Ammoniumionen im chemischen Gleichgewicht. Unter basischen, aeroben Verhältnissen wird immer mehr Ammonium in Ammoniak umgewandelt. Da NH3 bereits in geringen Konzentrationen (0,2mg/l) giftig ist, sollte man insbesondere bei geringer Carbonathärte darauf achten, dass der pH-Wert 7 nicht wesentlich überschritten wird.

    Phosphate (PO4)
    Phosphate sind Dünger, die auch, jedoch nur in geringen Mengen, von den Wasserpflanzen und Bakterien für den Aufbau von Nucleotiden benötigt werden. Sie entstehen als Stoffwechselprodukt bei der Glutaminsynthese in sehr geringen Mengen. Hohe PO4 Konzentrationen entstehen eher durch Umwelteinflüsse (Mutterboden im Teich, Rasendünger usw). Algen können schneller als jede andere Pflanzenart PO4 aufnehmen. Hohe Konzentrationen führen zu extremen Algenwuchs. Phosphate stabilisieren ("puffern") aber andererseits ebenfalls den pH-Wert.

    Der Stickstoffkreislauf
    Um bei ungünstigen Wasserwerten eingreifen zu können, muss man wissen, welche Zusammenhänge diese überhaupt regulieren. Was passiert da unsichtbar im Wasser?
    Das wichtigste, was im Wasser passiert, ist der Stickstoffkreislauf. Ohne ihn würde nichts im Teich überleben.

    1. Schritt:
    Im Wasser sind immer Eiweißstoffe vorhanden, so z.B. von toten Tieren (tierische Eiweiße ) oder Pflanzenresten (pflanzliche Eiweiße). Wenn also irgend etwas im Wasser verrottet, verwandeln Bakterien die Eiweiße (oder einfacher: Den "Dreck" ) unter Verwendung von Sauerstoff in CO2, SO4 (Sulfat), PO4 (Phosphat) und NH4 (Ammonium). Das CO2 verbleibt im Wasser und dient den Pflanzen als Nahrung. Sulfat kann mit Calzium und Magnesium in Wasser gelöste Salze bilden, zusammen mit der Carbonathärte trägt es deshalb zur Gesamthärte bei. Je höher der Sulfatgehalt im Wasser, desto aggressiver ist das Wasser gegenüber kalkhaltigem Gestein. Da Sulfat mit vielen Schwermetallen schwer lösliche Salze bildet, kann es zu einer entsprechenden Entgiftung beitragen (aber: nicht bei Kupfer, denn ausgerechnet Kupfersulfat ist gut löslich). Außerdem können Wasserpflanzen Sulfat aufnehmen, zu Sulfid reduzieren und in Eiweiße einbauen. Das Phosphat verbleibt im Wasser und dient als Dünger für Pflanzen. Jedoch verschlechtert viel PO4 die Wasserqualität nachhaltig, da Phosphat von Algen unter Verbrauch von Kohlendioxid am besten aufgenommen wird. Schon Phosphatkonzentrationen von 1mg/l führen zu ausgeprägter Algenbildung . Die Algen verdrängen andere Wasserpflanzen und verbrauchen beim Absterben sehr viel Sauerstoff, deshalb besteht hier nachhaltig eine Gefahr des "Umkippens" des Teiches in einen anaeroben Zustand. Deshalb sollte der PO4-Gehalt möglichst gering sein. Bei einem pH-Wert von unter 7 entstehen ausschließlich Ammoniumkationen, die ungiftig sind. Je weiter der pH-Wert über den Neutralpunkt steigt, desdo mehr NH3 wird produziert (giftig!).

    2. Schritt:
    Nitrosomonas Bakterien wandeln Ammonium in NO2 (Nitrit um. Das ist ebenfalls giftig, entsteht aber nur kurzzeitig. Dabei wird Sauerstoff (O2) verbraucht.

    3. Schritt:
    Nitrobacter, die mit den Nitrosomonas immer eng vergesellschaftet sind, wandeln Nitrit in Nitrat um. Auch hierbei wird O2 verbraucht.

    4. Schritt:
    Pflanzen nehmen das NO3 und das PO4 (Phosphate) als Dünger auf.

    5. Schritt:
    Die Pflanzen produzieren aus CO2 und Licht unter anderem O2 (Sauerstoff), welches wiederum von Tieren, Bakterien und Pflanzen aufgenommen wird. Diese bauen daraus körpereigene Eiweiße auf. Tiere atmen CO2 aus.

    6. Schritt:
    Tiere und Pflanzen sterben ab , das Eiweiß zerfällt in Fäulnis- und Verrottungsprozessen hauptsächlich zu Ammonium. Der Kreislauf beginnt von vorn.

    Was man sonst noch so wissen sollte

    Eutrophes Wasser
    Wenn das Wasser stark mit Nährstoffen versetzt ist (hoher NO3- und/oder PO4-Gehalt), bezeichnet man es als eutroph. Durch die vielen Nährstoffe vermehren sich extrem viele Algen, bei warmen Temperaturen oft auch die fälschlicherweise als Blaualgen bezeichneten Cyanobakterien. Da letztere auch Luftstickstoff direkt binden können, erhöht sich das übergroße Nährstoffangebot lawinenartig. Bei diesem Vorgang wird sehr viel CO2 verbraucht. Durch die Senkung des CO2-Gehaltes steigt wiederum der pH-Wert drastisch an. Ist die Oberfläche mit Algen/Cyanobakterien bedeckt, kommt nur noch sehr wenig Licht ins Wasser. Unterwasserpflanzen verkümmern und gehen im schlimmsten Fall ein. Diese fehlen bei der Sauerstoffproduktion für die Arbeit der Nitrobacter, die dann aus Nitrit (giftig!) kein Nitrat mehr machen können (anaerobe Verhältnisse). Irgendwann haben die Algen die ganzen Nährstoffe aufgebraucht und es ist kaum noch CO2 im Wasser. Die Algen sterben ab und werden wieder in Nährstoffe umgewandelt - und zwar schlagartig. Wir wissen ja mittlerweile, dass dabei O2 verbraucht wird. Wenn nun so viele Algen im Teich waren, dass bei dem Versuch sie in Nährstoffe zu wandeln, der O2 Gehalt auf null geht, "kippt" der Teich. Der Teich riecht faulig und alles Leben in ihm geht ein.

    Eutrophe Verhältnisse führen darüber hinaus zu lebensbedrohlichen Verhältnissen für Kiemenatmer (Fische): Dazu ist jetzt leider ein klein wenig Grundverständnis der Chemie erforderlich - sonst glaubt einfach die erläuternden Bemerkungen!

    Ca(HCO3)2 minus CO2 (nimmt sich die Alge) => CaCO3 +H2O Biogene Entkalkung (bei eutrophen Verhältnissen, also "CO2-Hunger"): CaCO3 minus CO2 (nimmt sich die Alge, wenn Bikarbonat fehlt ) => CaO Folge:
    CaO + H2O => Ca(OH)2 => Ca 2+ + 2OH-
    und diese Hydroxidionen sind das eigentliche Problem. Sie sorgen für den hohen pH-Wert durch "Wegfangen" der Wasserstoffionen (H+). Die aber würden dringend zur Lösung des Ammoniaks aus den Kiemen gebraucht:
    NH3 + H+ => NH4+
    Da dieser Vorgang nun nicht stattfinden kann, vergiften sich die Kiemenatmer, weil sie ihr Ammoniak nicht loswerden.

    Die "Dreiheiligkeit" pH , Kh und CO2?

    Wie oben bereits erwähnt, sind diese 3 Parameter voneinander abhängig. Wenn 2 der Werte bekannt sind, kann man den fehlenden errechnen. Sollte man nun an einem dieser Werte schrauben, ändern sich auch die anderen. Zum Beispiel der pH-Wert: Angenommen, er ist zu hoch und muss gesenkt werden. Das könnte man machen über eine Senkung des KH oder Erhöhung des CO2-Gehaltes. Ist der KH Wert gleich null, dann ist der pH-Wert instabil und wird dann schon bei geringen Mengen saurer Stoffe merklich sinken (Stichwort saurer Regen). Das ist also auch nicht gut. Zuerst sollte man sich überlegen, WARUM der pH-Wert so hoch ist. Ist z.B. die Carbonathärte auch schon gering ( 3 - 4), kann es an zu geringer CO2-Konzentration liegen. Ein CO2 Mangel tritt wie dargestellt bei vermehrtem Algenwachstum auf. Hast du zufällig gerade jede Menge Algen ? Also: Ursache bekämpfen, nicht die Symptome. Raus mit den Algen und den Nährstoff-Haushalt ins Gleichgewicht bringen, so das erst gar keine Algen in großen Mengen entstehen können. Man sollte ruhig auch einen vierten Wert zu Rate ziehen: Die Sauerstoffkonzentration. Sie sollte immer in einem gesunden Teich immer über zwei Drittel des Sättigungswertes liegen.

    Das alte Gerücht über Algen und pH-Wert
    Man hört oft das ein pH-Wert über 8 den Algenwuchs fördert. Das ist wohl mit ein Grund dafür, warum die Teichianer so versessen auf eine pH-Wert von 7 oder noch weniger sind. Hier sollte man Ursache und Wirkung nicht verwechseln. Wie schon gezeigt, sind die Zusammenhänge wesentlich komplizierter. Es kommt auf eine ausgewogene Nährstoffsituation im Teich insgesamt an und auf ein gut gepuffertes System. Der ph-Wert eines gesunden Teiches sollte am besten zwischen pH 7,5 und pH 8,5 liegen. Und wenn schon den pH künstlich senken, dann mit verstoffwechselbaren Säuren, also Essigsäure, Brenztraubensäure, Zitronensäure oder Fumarsäure. Bevor man sich also die KH zerballert, indem man krampfhaft versucht, mit viel Chemie einen pH-Wert von 7 oder darunter zu erzielen , sollte man es lieber die Natur machen lassen und sich anstelle von pH-minus-Produkten eine Pfandflasche Bier kaufen. Guten Durst !

    Fische füttern
    Es macht einen Heidenspaß, seine Fische zu füttern, nicht wahr ? Wie sie da so an der Oberfläche nach dem Essen grabschen, ist einfach toll. Du ahnst was kommt? Das große ABER: Dabei sollte man ein paar Dinge im Kopf behalten. Wir füttern die Fische nicht der Fische Willen , sondern nur, um uns an ihrem Anblick zu ergötzen. In einem einigermaßen eingelaufenen Teich finden die Fische genug Nahrung, auch ohne dass wir ihnen den Tisch decken müssen. Nun ist aber Fischfutter ein 1A Eiweiß-Produkt. Wenn man die Fische zu oft und zu viel füttert, landet vieles vom Futter auf dem Boden und wird in Nährstoffe umgewandelt. Und selbst wenn nichts auf dem Boden landet, steigt dadurch der Stoffwechsel der Fische, was wiederum zu mehr Nährstoffen führt. Ich sage nicht, dass man seine Fische nicht füttern sollte! Ich sage nur, dass man das obige im Kopf behalten sollte, und wenn der Nährstoff Haushalt eh schon zu hoch ist, lieber nicht mehr füttert.

    Das Nährstoff-Depot
    Pflanzen nehmen Nährstoffe auf. Das wissen wir mittlerweile. Und sie geben sie dann wieder in den Kreislauf zurück, wenn sie absterben. Bei stark wuchernden Pflanzen kann man dem Wasser sehr einfach Nährstoffe auf Dauer entziehen, schlicht, indem man die Pflanzen auslichtet. Die Nährstoffe, die in den Pflanzen gebunden sind, die man aus dem Teich entfernt, verschwinden aus dem Kreislauf. Deshalb sollte man stark wuchernde Pflanzen immer einmal wieder auslichten. Am besten geht das bei Unterwasserpflanzen wie Hornkraut, Wasserpest , Armleuchter Algen usw. da diese eine Menge Nährstoffe binden, meistens sehr stark wuchern und es die Optik des Teiches nicht schädigt, wenn man sie etwas stutzt.

    Schlechte Wasserwerte
    Was tun bei schlechten Wasserwerten ? Hier sind einige Tipps.

    pH-Wert
    Zu hoher Wert:
    Senkung der KH oder Erhöhung der CO2-Konzentration. PH Minus mittel wirken genau so. Sie Senken die KH. Man kann den pH-Wert auch mittels Säure senken (siehe oben). Da sollte man sich aber vorher genau informieren. Etwas kontrovers ist das Einhängen eines Torfsackes. Funktioniert aber eigentlich auch ganz gut - vorausgesetzt, man entfernt ihn rechtzeitig, bevor der Torf zu verrotten beginnt.

    Zu niedriger Wert:
    Erhöhung des KH Wertes oder Senkung des CO2 Gehaltes. Bei kleinen Teichen Leitungswasser zulaufen lassen. (Hat meistens einen pH-Wert zwischen 6,2 und 7. Vorher das Leitungswasser testen, da es oft viel NO3 enthält und in manchen Gegenden auch zu geringe Härte aufweist.)

    GH und KH
    Zu hoher Wert:
    Bei extrem hohen GH und KH Werten sollte man eingreifen. Meistens ist dann auch der pH-Wert viel zu hoch. Das wird sich zwar über kurz oder lang von selbst regulieren, wenn man jedoch Fische im Teich hat, sollte man nicht so lange damit warten. Zulauf von weichem Wasser (Regenwasser).

    Zu niedriger Wert:
    Wie oben erwähnt ist ein Teich mit niedriger KH nicht stabil, da er den pH-Wert nicht puffern kann. Hier sollte man eingreifen. Zulaufen von hartem Wasser, z.b. Leitungswasser. Einbringen von Muschelkalk. Wenn das nicht geeignet ist, fallen mir noch KH Plus Mittel ein.

    O2:
    Zu hoher Wert:
    Brauchen wir uns nicht drüber zu unterhalten. Kommt eigentlich eh nie vor.

    Zu Niedrige Werte:
    Förderung von Unterwasserpflanzen. Verminderung von O2 Verbrauchern (Fische) Nährstoffe reduzieren (da beim Stickstoffkreislauf eigentlich in jedem Schritt O2 verbraucht wird).

    CO2:
    Zu hoher Wert:
    Auch das passiert nur äußerst selten. Er tritt eigentlich nur dann ein, wenn KH und pH-Werte nicht stimmen (hohe KH, niedriger pH-Wert ). Wenn die Werte wieder stimmen, stimmt auch der CO2 Wert. Auch das zuführen von O2 (siehe dort) senkt den CO2 wert. Zu viele Fische treiben den CO2 Wert ebenfalls in die Höhe.

    Zu niedriger Wert:
    Ein niedriger CO2 Wert führt zu einem hohen pH-Wert. Maßnamen, die den pH-Wert senken, erhöhen den CO2 Gehalt. Ebenfalls hilft bei viel Sonne eine Abschattung des Teiches mit Pflanzen oder dem schon erwähnten Sonnenschirm. (Sagte ich schon mal, das der allerdings hässlich ist?).

    NH3:
    Zu hoher Wert:
    Wenn der Wert zu hoch ist stimmt im Teich etwas ganz gewaltig nicht. Entweder die Bakterien die NH3 in NO2 und dann in NO3 wandeln sind nicht aktiv (extremer O2 Mangel ) oder es sind so viele Eiweiße im Teich (tote Tiere oder Pflanzen Reste), dass die Bakterien nicht mehr mit der Umwandlung hinterher kommen. Dann muss der "Dreck" raus und dem Wasser Sauerstoff zugeführt werden. Bei einem reinen Fischteich mit sehr wenig Pflanzen, ohne Bodengrund usw. kann es auch passieren, dass sich nicht genug Bakterien für den Stickstoffkreislauf ansiedeln. Dann muss ein Filter her.

    Zu niedriger Wert:
    Nun, wie soll ich es sagen. Ihr NH3 gehalt ist gleich Null? Freuen sie sich und lesen sie weiter!

    NO2/NO3
    Zu hoher Wert:
    Zu viele Nährstoffe. Also müssen die raus. Z.B. Wasserpflanzen einsetzen, Fischbestand reduzieren, tote Tiere und Pflanzenreste entfernen, das Eindringen von Rassendünger oder Erde in den Teich verhindern und/oder einen Pflanzenfilter bauen.

    Zu niedriger Wert:
    Das ist nun wahrlich kein Problem. Freuen sie sich!

    Ich hoffe ich habe Dir hiermit genug Wissen vermittelt, damit Du die Wasserqualität in deinem Teich beurteilen und entsprechend eingreifen kannst. Außerdem solltest Du nun in der Lage sein, die meisten chemischen Mittel, die einem so im Zoofachhandel angeboten werden, mit guten Gewissen abzulehnen *g*.

    Dirk Rainarz

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