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- Das 1x1 der erfolgreichen Parasitenzucht
Wenn einer bei der Haltung und Vermehrung von Parasiten erfolgreich sein möchte, gilt es ein paar wichtige Grundregeln zu beachten.
Das A und O in der erfolgreichen Haltung von Parasiten sind deren Wirtstiere (Fische). Diese sind Lebensraum und Nahrung zugleich
und müssen dementsprechend sorgfältig vorbereitet und gepflegt werden. Ziel der Wirtspflege sollte es sein, die Immunabwehr des
Wirtes soweit einzuschränken, daß sie den Parasiten nicht ernsthaft gefährlich werden kann, aber ein Verenden des Wirtes gerade noch verhindert.
Es gibt vielfältige Möglichkeiten, Fische in diesen Zustand zu bringen.
Die Populationsdichte der Wirtstiere:
Es empfiehlt sich, eine möglichst hohe Bestandsdichte an Wirtstieren aufzubauen. Dadurch erreicht man durch vielfältige Wechselwirkungen eine "Optimierung" der Wasserwerte und somit oft schon eine ausreichende Schwächung der Wirte. Man verhindert zudem Verluste unter den Parasiten, durch das Verfehlen eines geeigneten Wirtes.
Die Fütterung der Wirtstiere:
Bei der Fütterung der Wirtstiere ist darauf zu achten, sie möglichst einseitig zu ernähren. Der Einsatz von möglichst lange gelagertem Trockenfutter garantiert eine vorzügliche Reifung, wodurch der Gehalt der schädlichen Vitamine und essentiellen Fettsäuren erfolgreich abgesenkt werden kann. Bei der Auswahl des Futters sollte man zudem darauf achten, dass man sich für nur eine Sorte entscheidet und diese sich in ihrer Zusammensetzung möglichst stark von der des natürlichen Futterspektrums der Wirte (Fische) unterscheidet. Speziell bei Koi ist er daher unerlässlich, auf möglichst hohe Kohlenhydratgehalte (optimale Leber- und Eingeweideverfettung, sehr gute Beeinträchtigung der Verdauung), sowie möglichst niedrige Fettgehalte und damit eine zusätzliche Limitierung der Zufuhr essenzieller Fettsäuren (begünstigt verschiedene Mangelerscheinungen beim Wirt) zu achten.
Beachtet man diese Grundsätze bei der Haltung und Fütterung der Wirte, lassen sich beachtliche Erfolge bei der Anzucht verschiedenster Parasiten realisieren.
Dezimierung von Fressfeinden:
Eine nicht zu unterschätzende Gefahr geht von verschiedenen Schädlingsorganismen im Teich aus, die vor allem kleineren Parasiten bzw. Larvenstadien gefährlich werden können. Dazu zählen verschiedenste Arten von Zooplanktern ebenso, wie Vertreter des Zoobentos. Ihre Bekämpfung ist nicht unkompliziert, da die jeweiligen Mittel oft auch bei den Parasiten zu erheblichen Verlusten führen können. Aber diesen Umstand muss man in Kauf nehmen. Die direkte Giftwirkung auf die Fressfeinde und die zu erwartenden Verluste unter den Parasiten und anderen Nährtieren der Schädlinge treffen insbesondere die Schädlingspopulationen. Die so erzielte akute Verknappung des Nahrungsangebotes in Kombination mit der Vergiftung führt oft zum Zusammenbruch der Schädlingspopulation, wodurch sich die Population der Parasiten um so prächtiger entfalten kann.
Da eine vollständige Dezimierung der Fressfeinde jedoch nur selten gelingt, sollte man es nicht versäumen, schon beim Bau der Parasitenzucht darauf zu achten, ihren Lebensraum effektiv zu beeinträchtigen. Bodensubstrate wie Sand, bewachsene Uferbereiche und Pflanzenfilter könnten als Rückzugsgebiete der Parasitenfresser dienen und sind daher zu vermeiden. Dagegen eignen sich möglichst kahle Folienwände und -böden, Ansaugrohre in Bodennähe, sowie die Vermeidung von Mulmansammlungen im System bestens, um eine möglichst geringe Bestandsdichte an Parasitenfressern im Teich zu halten.
Fazit: Ein hoher Bestand an geeigneten, weil geschwächten Wirtstieren und die gezielte Beeinträchtigung potentieller Fressfeinde der Parasiten sind die Eckpfeiler der erfolgreichen Parasitenzucht. Ihnen kann nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Zitat:
Ich geh' hier nicht von einem "Biotop" aus, was vielleicht toll wäre, aber wohl kaum einer hat den Platz, um sich diese Form der Koihaltung genehmigen zu können. Auch Artgerecht möchte ich außen vorlassen, dann dürfte keiner ein Aquarium haben und jeder Zoo müsste unverzüglich geschlossen werden.
Ein "Biotop" wäre grundverkehrt! Die Bedingungen dort lassen sich nur mit größerem Aufwand für Parasiten günstig gestalten. Auch hätte das mit artgerechter Haltung nichts zu tun, weil dort die armen Parasiten erheblichem Stress durch Fressfeinde und widerstandsfähige Wirte ausgesetzt wären. Solche Bedingungen können im schlimmsten Fall zum Zusammenbruch einer Parasitenpopulation führen, was den Nachkauf neuer Zuchtansätze auf einem meist überteuerten Wirt erforderlich machen würde.
Zitat:
Also gehen wir von so gut wie möglicher Haltung aus.
Angenommen derjenige hat trotz allem Machbaren doch mal Probleme, irgendwann ist immer ein Schwächling dabei, was sollte man dann tun?
Die Krux bei der erfolgreichen Parasitenzucht und -haltung ist immer, dass man mit einem gewissen Schwund an Wirten rechnen muss, der bekanntlich zu teurer Wiederbeschaffung von Ersatzwirten zwingt. Das kann man nur durch eine gezielte Steuerung der Parasitenpopulation verhindern. Es braucht jedoch Fingerspitzengefühl, um beim Einsatz von MGO & Co. die Parasitenpopulation nur soweit einzubremsen, dass der schwächelnde Wirt sich wieder fängt, ohne das der Bestand der Parasiten zu stark gefährdet wird. Es würde sonst unter Umständen zu lange dauern, bis man sie wieder in ihrer vollen Pracht unterm Mikroskop beobachten könnte.
Zitat:
Wie hält man Parasiten in Schach, ohne das sie zum Problem werden?
Die hohe Schule der Parasitenhaltung besteht darin, durch gezielte, aber nach Möglichkeit nur geringfügige Verschlechterung der Vermehrungsbedingungen für die Parasiten dafür zu sorgen, dass die Population nicht aus dem Ruder läuft. Besonders eine argerechtere Haltung und Fütterung der Wirte kann hier in geringen Dosen helfen. Dabei ist allerdings größte Vorsicht geboten. Zu starke Veränderungen zu Gunsten der Wirte können die Parasitenpopulation in akute Gefahr bringen.
Zitat:
Wir wollen doch alle schöne bunte Karpfen, und nicht so verratzte Dinger wie in den Naturteichen. .wollten wir solche könnten wir uns gleich solche in trüben Teichen zulegen (mich stört das Trübe nicht!)
Selbstverständlich sollten die Wirte einen optisch erträglichen Eindruck machen. Ein trüber Teich ist auch wenig zweckmäßig, da man so weder Schleimhauttrübungen, noch Flossenschäden vernünftig beobachten kann. Auch das lustige Scheuern der Wirte ist im trüben Wasser nur schlecht zu erkennen.
Zitat:
Hat das Futter einen Einfluss auf Parasiten? Mit was kann ich das verhindern (Futter?)
s.o. Selbstverständlich hat das Futter für die Wirte größte Bedeutung für die Parasitenhaltung. Grundverkehrt wären folgende Dinge:
1. die Verwendung von nicht überlagertem Futter (Lagerzeit < 6 Monate)
2. die Verwendung von Futtermischungen, die eine gezielte Mangelernährung in Bezug auf essentielle Nährstoffe erschweren würde.
3. die Verwendung von Futtermischungen, die sich an der natürlichen Nahrungszusammensetzung der Wirtstiere (beim Koi hauptsächlich Insekten) orientiert.
Zitat:
Vielleicht könnte man das Eine oder Andere doch noch optimieren?
Das kann man immer! Alles was für den Wirt schädlich ist, ohne ihn zu töten, dient der Optimierung der Verhältnisse für die Parasiten. Wie oben aufgezeigt sind die Manipulationsmöglichkeiten dabei sehr vielfältig. Nur immer darauf achten, dass die Wirte überleben. Wobei der Zukauf neuer Wirte aus möglichst unterschiedlichen Herkünften bei unverzüglichem Einsetzen sehr oft zur freudigen Überraschung in Form einer Erweiterung der Parasitenvielfalt im Teich führt.
Zitat:
Kann man Koihaltung mit Forellenzucht vergleichen?
Nur sehr bedingt. Die Forelle eignet sich zwar auch für die Bewirtung verschiedener Parasiten, ist jedoch zu anspruchsvoll und auch sehr empfindlich. Eine erfolgreiche Parasitenhaltung ist damit nur auf einem sehr niedrigem Populationsniveau möglich.
Zitat:
Ich würde auch keine FMC behandelte Forelle essen wollen...den Koi möchte ich aber auch nicht essen!
Wer käme auch auf die Idee, der eigenen Parasitenpopulation die Wirte wegzufuttern?
Zitat:
Wie viel Parasiten kann man ertragen (lassen) die Karpfen und die Parasiten gibt es ja schon länger!
Jepp, die Parasiten sind eine Erfolgsgeschichte für sich. Selbst unter optimalen Bedingungen für den Wirt hält sich oft eine kaum noch wahrnehmbare Parasitenpopulation wacker. Selbst wenn einem also mal die Kontrolle über die Haltungsbedingungen entgleiten sollte, reicht es oft, diese wieder etwas zu manipulieren, um erneut Freude an einer erstarkenden und kerngesunden Parasitenpopulation zu haben.
- Behandlungsmethode gegen Karpfenpocken?
Lesen Sie von den Erfahrungen unserer Gastautorin Sigrid Meßner zum Thema Salzbäder gegen
Karpfenpocken. Ist diese Behandlung eine unglaubliche Entdeckung oder ist es ein purer
Zufall gewesen?
Ich möchte trotzdem den Koihaltern über meine Behandlungmethode gegen
Karpfenpocken berichten, und hoffe den Lesern und den Koi eventuell bei
dieser unheilbaren und unschönen Krankheit mit diesem Artikel helfen zu
können.
Dieses faszinierende, freizeitausfüllende Hobby Koi, hat mich erst seit
Anfang 2000 gefangen genommen. Durch Zufall, so wie es vielen erging, sah
ich zum ersten Mal Koikarpfen und war von der Schönheit der Farben und der
Zahmheit an der Hand kommender Koi sehr überwältigt.
Der Teich wurde nach meinem ersten Besuch der Inter-Koi auf 50.000 Ltr.
vergrößert und dort haben zur Zeit neun 2jährige ein Zuhause gefunden.
In meiner Freizeit befasse ich mich fast ausschließlich mit dem Thema Koi,
artgerechte Haltung, notwendige Filterung und Krankheiten!
Das letztere ist bei mir bis jetzt nur ein theoretisches Thema gewesen, bis
ich bei einem Koi plötzlich weiße Hautveränderungen bemerkte, die sich über
den ganzen Körper ausbreiteten. Diese Flecken verstärkten sich bei sinkenden
Temperaturen enorm auf dem ganzen Körper und auf dem Maul; Flossen wurden
nicht befallen!
Ich durchstöberte sämtliche Fachliteratur, um diese Krankheit irgendwo
zuordnen zu können. Ich suchte und fand wie immer auch Tipp´s und
Informationen darüber bei meinen Koi-Hobby Freunden im Internet. Den Tipp,
Photos an Frau Dr. Lechleiter zu schicken, kam ich sofort nach und auch sie
bestätigte mir die Diagnose: Karpfenpocken!
Diese Diagnose hatte ich schon vermutet, widersprach bei meinem Koi aber
dem üblichen Krankheits-Verlauf, denn Karpfenpocken brechen gewöhnlich bei
immungeschwächten Tieren im Frühjahr bei niedrigen Temperaturen aus, und bei
steigenden Temperaturen bilden die Pusteln sich erst wieder zurück. Soweit
so gut. Doch bei meinem Koi erschienen diese Flecken schon im Spätsommer bei
gut 20° und bei den dann sinkenden Temperaturen zum Herbst hin verstärkte
sich der Ausschlag sehr stark, und der Fisch sah für mein Empfinden einfach
eklig aus!
Koipocken, wurde mir bestätigt, können auch bei fehlendem oder geschwächtem
Immunsystem bei sommerlichen Temperaturen ausbrechen, oft spielen auch
unbewusste Streßfaktoren eine Rolle und eine Heilung ist nicht möglich. Da
es sich um eine Virusinfektion handelt, und niemand weiß ob und wie eine
Ansteckung möglich ist, machte ich mir natürlich auch um meinen übrigen
Bestand Sorgen.
Meine Überlegung wegen dem starken Befall war natürlich auch, den Koi aus
dem Teich zu entfernen, was mir nicht leichtgefallen wäre, da es einer
meiner ersten Koi war. Ein Zufall oder eine Inspiration ließ mich in einer
Apotheke nach einer Tüte greifen, die ein Badesalz mit hochwertigem,
mineralreichem Salz aus dem toten Meer für Neurodermitis-Erkrankungen
enthielt.
Nach Rücksprache mit dem Apotheker konnte ich davon ausgehen, dass es sich
tatsächlich um reine kostbare Salze, die bei 500 gr.Inhalt 413 gr. reine
Mineralien wie Kalzium, Magnesium, Natrium, Kaliumchloride und einen hohen
Anteil an gelöstem Brom enthielt. Diese spezielle Kombination fördert den
Transport der Mineralien durch die Zellmembranen. Gut, ich bin kein Chemiker
und kein Biologe und ob Fische über Zellmembranen verfügen wusste ich auch
nicht, trotzdem hat mich dies und die Aussage für eine gesunde, schöne Haut
überzeugt und ich habe meinen Platinum Pockenkoi dann 2x im Abstand von
10 Tagen für je 25 min gebadet. Leicht dosiert, dass heißt 500 gr. auf 30
Ltr. Teichwasser, hat er dieses Bad sehr gut vertragen und nach der 2.
Behandlung sind alle Pocken oder Pusteln zurückgegangen! Die Verträglichkeit
habe ich dann bei allen(!) übrigen Koi getestet.
Meine Behandlungstherapie wurde zwischenzeitlich von anderen Koi Liebhabern
mit mehr oder weniger gutem Erfolg bei Karpfenpocken und bei anderen
Hauterkrankungen getestet.
Ob es sich tatsächlich um Karpfenpocken gehandelt hat kann ich wegen der
Diagnosestellung, die anhand von Photos gemacht wurde, nicht hundertprozentig
bestätigen. Trotzdem ist diese Behandlung meines Erachtens ein Versuch
wert, auch wenn es sich nur(!) um eine bakterielle Hauterkrankung handelt,
die damit sicher erfolgreich abheilen könnte. Mein Platinum hat nun nach 4
Wochen trotz 8° Teichtemperatur seine alte "Schönheit" zurückgewonnen.
Herzliche Grüße
Sigrid Meßner, Nideggen
- Tipps zur Salzbehandlung
Die Empfehlung zu Salzbehandlungen in der einschlägigen Fachliteratur ist
meiner Ansicht nach erst mal die von Experten angegebene Notbremse, um den
sofortigen und ungezielten sowie wahllosen Umgang mit allen möglichen
Medikamenten einzuschränken, ohne eine konkrete Diagnose zu haben. Das ist
letztendlich die Botschaft, die ich daraus gezogen habe. Und ich habe alle
Bücher gelesen!
also ganz am Anfang der auftretenden Veränderungen im
Verhalten der Koi sowie erster Symptome, wie zB vermehrte Schleimbildung)
Wenn Koi gestreßt sind und man sich am Anfang der auftretenden Veränderungen im
Verhalten der Koi oder dem Auftreten der ersten Symptome wie z.B. vermehrte Schleimbildung noch nicht im
Klaren ist, wodurch diese auftreten, ist der Einsatz von Salz ratsam, weil die bereits beschriebenen
Wirkungsmechanismen dann einsetzen: Der Wasser-und Elektrolythaushalt des
dann schon angeschlagenen Tieres kann in kurzer Zeit und für den Koi ohne
zusätzlichen Energieaufwand ausgeglichen werden; die Atmung über Haut und
Kiemen wird verbessert, weil Salz entschleimend wirkt, der vermehrte
Schleim abgestoßen wird und die darin enthaltenden Parasiten unter
Umständen auch mit abgestoßen werden. Die Physiologie wurde also wieder
hergestellt. Der Koi kann seine Körperenergien für wichtigere Funktionen
freisetzen, sei es z.B. für die körpereigene Abwehr eingedrungener
Krankheitserreger. Das entlastet das Tier, es wird vitalisiert.
Wirkprinzip der Infusionstherapie beim Menschen entsprechend.
Bei
leichtem Befall oder im Prodromalstadium kann das durchaus noch Wirkung
zeigen. Zumindestens erscheint der Koi dann rein optisch unauffällig und
wieder agil. Wenn ich jetzt aber nochmal den Bezug zur Medizin herstellen
darf: ich habe noch keinen Patienten erlebt, der eingeliefert wurde mit
schlechtem Zustand und unklarer Diagnose, dann eine Infusionstherapie
erhalten hat und anschließend entlassen wurde, nur weil es ihm
augenscheinlich wieder besser ging. Es wurde immer nach einer Ursache
gesucht. So sollte es sich eigentlich dann auch in unserem Hobby abspielen.
Der Einsatz eines Salzbades als Mittel der ersten Notversorgung sollte
die korrekte Diagnostik unmittelbar nach sich ziehen. Egal, wie munter der
Patient wirkt auf uns. Das heist, nach der Infusionstherapie oder parallel dazu
kann der Patient dann sein Präparat bekommen, was auch wirklich auf ihn
zugeschnitten ist. Wenn die Koi erheblich angeschlagen und schon schwer
erkrankt sind, kann also die Therapie nicht heißen: setzen wir ihn mal in
ein Salzbad und warten ab, was in 1-2 Tagen passiert. Dann muß sofort und
kompromisslos gehandelt werden. Und dann hilft auch kein Salzbad mehr. Der
zusätzliche Stress durch ein höher konzentriertes Salzbad kann den Koi das
Leben kosten.Fachleute raten nicht umsonst dazu, den Koi bei einer
Salzbehandlung gut zu beobachten und gegebenenfalls sofort umzusetzen. Selbst ein
gesund erscheinendes Tier kann dir im Salzbad kippen, wenn du nicht
aufpasst (prophylaktisches Bad vor Einsatz in die Quarantäne zum Beispiel). Wie wirkt
dann also höher konzentrierte Salzlösung auf ein stark erkranktes Tier? Es
muß also heißen: sofortige Diagnose und sofortige Behandlung mit dem
konkreten Medikament. Das ist der sinnvollere Weg.
Im System würde ich Salz auch nicht einsetzen, es tritt Gewöhnung ein und auch wegen der bereits
eingeschränkten Möglichkeit, dann gleichzeitig Medikamente einzusetzen.
Es senkt allerdings auch die Fischgiftigkeit von Nitrit, muß dann aber
durch Wasserwechsel komplett entfernt werden. Als schwach dosierte Lösung
würde ich es maximal bis zu einer Konzentration von 0,3% einsetzen
(Dauerbad bis 5 Tage). Als hochdosiertes Kurzzeitbad maximal 2-3% über
höchstens 20 Minuten! Stark belüften! Abdecken! Ich habe auch gelesen, dass
man bei konzentrierten Bädern das Salz nicht auflöst. Es wird nur ins
Wasser (nach den Koi) hineingegeben und löst sich dort nach und nach
selbst. Sie dürfen sich aber nicht auf das Salz legen. So handhabe ich das
selbst. Wenn man Zeolith im Einsatz hat, muß dieses unbedingt vorher
aus dem Filter entfernt werden, da durch das Salz die gebundenen
Schadstoffe (Ammonium/Ammoniak) sonst wieder entfernt werden. Ich zitiere
hier nochmal Dr. Lechleiter: "Kochsalz wird auch eine antiparasitäre und
antimykotische Wirkung zugeschrieben, es ist aber bezüglich der
Effektivität anderen antiparasitären und antimykotischen Präparaten
deutlich unterlegen." Zitat Ende. Gegen Bakterien wirkt es überhaupt
nicht. Deshalb ist die korrekte Diagnosestellung unerläßlich und sofort
nötig.
Cornelia Lindemann
- Wissenswertes zur Fütterung
Da ich mein Geld im Wesentlichen damit verdiene, Fische zu füttern, mag ich
jetzt auch mal meinen Senf dazu geben. Wer mag, darf mich danach auch verbal
in der Luft zerreißen, wenn er denn sachliche Argumente parat hat.
Erste These:
*Fische tun sich unter 10°C zunehmend schwer mit der Verdauung. Sie belastet
den Kreislauf der Fische*
Grübel... Was passiert denn, wenn es im Teich kälter wird? Zwei wesentliche
Sachen in Sachen Stoffwechsel/Verdauung.
1. Die ganze Sache mit den biochemischen Abläufen wird um ein vielfaches
langsamer. Es braucht also einfach mehr Zeit, die gleiche Menge Futter
umzusetzen, als im Sommer. Da mit der Verlangsamung des Stoffwechsels
insgesamt auch der Energiebedarf des Fisches zurück geht, halten sich
Energiegewinnung durch Fressen und Energieverbrauch für die normalen
Lebensvorgänge trotzdem die Waage.
2. Die "Gründlichkeit" der Verdauung läßt nach, da verschiedene Enzyme
ausserhalb ihres Temperaturoptimums nicht mehr so funktionieren, wie es im
Sommer der Fall ist. Daher finden sich im Kot der Fische bei niedrigen
Temperaturen mehr an sich verwertbare Inhaltsstoffe, als in wärmeren Zeiten.
Wo aber ist da der Aufhänger für eine Mehrbelastung von Organismus oder gar
Kreislauf? Durch die deutliche Verlangsamung der Umsetzung vom Futter hat
der Fisch viel mehr Zeit, O2-Nachschub und die Entsorgung von CO2, NH3 & Co.
zu erledigen. Die O2-Gehalte werden in den meisten Teichen in den kühleren
Monaten auf einem höheren Niveau liegen, als im Sommer. Die Energiebilanz
zwischen dem Aufwand an Energie für Aufnahme und Verdauung des Futters
gegenüber dem Ertrag an Energie aus der Verdauung/Umsetzung wird auch in der
kalten Zeit immer positiv im Sinne eines Energiegewinns sein.
Zweite These:
*Freßverhalten ist nur ein "Schnapp"-Reflex und hat nix mit Hunger zu tun*
Fische suchen Sommer wie Winter nach Nahrung. Ich habe noch keinen Wildfang
erlebt, der im Winter selbst unter Eisbedeckung einen leeren Darm hatte. Ein
durch die zusätzliche Fütterung anerzogenes Verhalten mag eine
Futteraufnahme begünstigen. Dieses Verhalten als Reflex abzutun und den Rest
des durchaus komplexen Appetenzverhaltens bei Fischen zu ignorieren, hilft
nicht weiter.
Dritte These:
*Winterfütterung führt zu stärkerer Eutrophierung des Teiches und
entsprechenden Problemen im Frühjahr*
Meint mit Sicherheit die Anreicherung von Stickstoff- und
Phosphorverbindungen in der Zeit, in der die Vegatation Pause macht. Das ist
ein Argument, solange man die Optik des Teiches an erster Stelle sieht. Was
aber ist mit den Fischen? Die Vorfahren von Goldfisch, Koi & Co. stammen
nicht aus Gewässern mit 2 Metern Sichttiefe. Grad der Eutrophierung und
Nahrungsangebot gehen Hand in Hand. Ein Gartenteich mit klarem Wasser ist da
eher eine magere "Weidefläche". Gepaart mit einem (üblich) unnatürlich hohen
Fischbesatz ist da Kohldampf angesagt. Wenn ich im Sommer füttern muß, weil
die Naturnahrung nicht ausreicht... warum soll sie dann im Winter reichen?
Wer das eine will (starken Fischbesatz) muß das Andere mögen (höheren
Nährstoffeintrag -> stärkere Eutrophierung). Aus Angst vor Algen zu
riskieren, daß die Fische im Frühjahr zum Teil heftige Probleme bekommen?
Vierte These:
*bei Kois ist alles anders*
Was unterscheidet den Koi (Cyprinus carpio) vom gewöhnlichen Karpfen
(Cyprinus carpio)? Machen die "Gendefekte" in Sachen Färbung und ein paar
Macken aus der Zucht nach optischen Kriterien so große Unterschiede in
Sachen Ernährung?
Bei der Winterfütterung geht es darum, dem Fisch bei der Schonung seiner
hoffentlich angefressenen Reserven in Sachen Energie und essentielle
Nährstoffe behilflich zu sein. Gerät eins von beiden in den Mangel, gibt es
richtig Ärger. In einer kleinen Wasserpfütze mit wenigen m³ Volumen,
möglichst noch mit direkter Sonneneinstrahlung fahren die Temperaturen
ständig Achterbahn, wo sich in einem natürlichen See nix rührt. Diese
Achterbahnfahrt zwingt die Fische zu Anpassungen und damit zu verstärktem
Verbrauch von Reserven, während die Kollgen im See damit kaum Streß haben.
Die Fraktion im See ist dennoch auch unter Eis weiter auf Nahrungssuche.
Warum sollen zur gleichen Zeit Fische im Teich hungern wollen?
Das von manchen angesprochene Energiemangelsyndrom kostet jedes Jahr viele
Fische das Leben. Fischtierärzte und andere Leute vom Fach reden sich seit
Jahren den Mund fusslig und versuchen das Problem zu erklären. Warum kommt
das bei einigen Leuten nicht an? Fische fressen annähernd 12 Monte im Jahr.
Sie verdauen auch noch bei 4°C. Ob ich die Fische im Winter füttern muß, ist
keine Glaubensfrage, sondern schlicht davon abhängig, ob sie im Teich auch
im Winter genug Futter finden. Wenn nicht, sind sie zu füttern. Dabei reicht
es völlig aus, wenn im Abstand von Tagen wenig, aber leicht verdauliches
Futter gegeben wird. Solange die Fische fressen, kann man davon ausgehen,
daß sie das Futter auch brauchen.
Mit freundlichen Grüssen
Lars Dettmann
- Ammoniak
Der Ursprung:
Ammoniak (NH3) entsteht immer dort, wo Eiweißverbindungen (Proteine) im
Organismus "verheizt" werden, um den Energiebedarf des Lebewesens zu decken.
Alle Lebewesen, die proteinhaltige Nahrung aufnehmen (von Bakterien über
sämtliche Kleinstlebewesen bis hin zum Fisch) nutzen einen Teil der
aufgenommenen Proteine zur Energiegewinnung im Stoffwechsel. Sie alle
gemeinsam produzieren dabei das "Abfallprodukt" NH3 und geben es an den
Wasserkörper ab. Entsprechend dem Gesamtangebot an proteinhaltiger Nahrung
für diese Organismen steigt oder fällt die freigesetzte Menge an NH3.
Die Entsorgung:
Entsprechend ist auch für den Fisch NH3 ein ganz normales "Abfallprodukt"
seines Stoffwechsels. Wie jeder Abfall, muss auch NH3 aus dem Organismus
entsorgt werden. Der Fisch bewerkstelligt diese Entsorgung zu ca. 90% über
die Kiemen, den Rest erledigt die Niere.
Die Ausscheidung an den Kiemen erfolgt über Diffusion. NH3-Moleküle können
problemlos durch das Kiemenepithel diffundieren. Das Verhältnis zwischen der
NH3-Konzentration im Fischblut und der NH3-Konzentration im Wasser um die
Kiemen herum (Konzentrationgradient) bestimmt darüber, wie effektiv die
NH3-Ausscheidung ist. Je weniger NH3-Moleküle im Wasser um die Kiemen
unterwegs sind, desto besser wird der Fisch sein NH3 aus dem Blut los.
NH3 als Fischgift?
Kann der Fisch nicht mindestens soviel NH3 abatmen, wie gleichzeitig im
Körper entsteht, kommt es zu einem Rückstau und entsprechenden
Vergiftungserscheinungen. Man findet in der Literatur und diversen
Veröffentlichungen im Web immer wieder eine Weite Spanne von Grenzwerten für
NH3. Daneben wird im Zusammenhang mit NH3 immer wieder vor pH-Werten über 7
gewarnt. Was hat es damit auf sich?
Die Sache mit dem pH-abhängigen Dissoziationsgleichgewicht zwischen Ammoniak
(NH3) und dem Ammonium (NH4+) ist bekannt. Je höher der pH-Wert, desto
größer der Anteil von NH3 an der Gesamtkonzentration beider Stoffe. Gleiches
gilt natürlich auch in die andere Richtung. Sinkt der pH-Wert im Wasser ab,
verschiebt sich das Verhältnis hin zum Ammonium (NH4+). Genau in diese
Richtung geht es an den Kiemen der Fische, wenn alles nach Plan läuft.
Die Bedeutung der CO2-Abatmung:
Der Fisch spült mit einem Atemzug frisches Wasser in den Kiemenbereich.
Durch die Ausscheidung von CO2 an den Kiemen wird dieses Wasser um die
Kiemen herum angesäuert. Der pH-Wert sinkt und ein Teil der vorhandenen bzw.
ausgeschiedenen NH3-Moleküle wird zu (NH4+)-Ionen. Trotz der Ausscheidung
von NH3 bleibt so ein ausreichendes Konzentrationsgefälle zwischen NH3 im
Blut und NH3 im Kiemenwasser erhalten. Der zwischen den Atemzügen des
Fisches ansteigende CO2-Gehalt im Kiemenwasser hat also über die Absenkung
des pH-Wertes im Kiemenwasser eine große Bedeutung für die Ausscheidung von
NH3.
Auf diese Weise können die Fische auch bei pH-Werten > 8 im Teichwasser
nahezu problemlos ihr NH3 an den Kiemen entsorgen, solange die Geschichte
mit der Ansäuerung über das CO2 klappt. Je langsamer ein Fisch atmet, desto
größer ist der Effekt der Ansäuerung des Kiemenwassers. Muss er schneller
atmen, wird's problematisch.
Der Einfluß des O2-Gehaltes im Wasser auf die Giftigkeit von NH3:
Die Atemfrequenz des Fisches richtet sich immer nach dem Stand der
O2-Versorgung im Organismus. Entsprechend spielt neben dem O2-Angebot im
Wasser auch der O2-Bedarf des Fisches eine wichtige Rolle. Bei Bedarf erhöht
der Fisch unter anderem die Atemfrequenz und bringt so das Verhältnis
zwischen O2-Angebot und O2-Nachfrage wieder ins Lot. Mit einer verkürzten
Atemfrequenz kann sich jedoch nicht mehr soviel CO2 im Kiemenwasser
anreichern, bevor der nächste Atemzug kommt. Daraus ergeben sich zwei
Probleme für den Fisch.
Das eine Problem ist eine schwächere Ansäuerung des Kiemenwassers, wodurch
weniger des ausgeschiedenen NH3 zu NH4+ umgewandelt wird. Das
Konzentrationsgefälle NH3-Blut/NH3-Kiemenwasser nimmt ab. Die Menge des per
Diffusion ausgeschiedenen NH3 geht zurück. Wird weniger ausgeschieden, als
im Organismus des Fisches gleichzeitig an NH3 anfällt, kommt es zu einem
Rückstau. Dort, wo NH3 freigesetzt wird, klemmt es mit dem Abtransport. In
andere Gewebsbereiche diffundiert verstärkt NH3 ein. So kommt es zu
vielfältigen Störungen im Zellstoffwechsel mit entsprechenden
Vergiftungserscheinungen. Die Fische reagieren apathisch und ziehen sich oft
in flache Uferbereiche zurück. Sie verändern die Färbung und haben blasse,
geschwollene Kiemen
Der CO2-Mangel
Die genannten Vergiftungserscheinungen werden regelmäßig von einem anderen
Effekt begünstigt bzw. mit verursacht, der nicht weniger gefährlich ist.
Wird der Fisch gezwungen, seinen O2-Bedarf über eine erhöhte Atemfrequenz zu
decken, besteht die Gefahr des Hyperventilierens. Sobald der Fisch mehr CO2
abatmet, als gleichzeitig im Organismus entsteht, kommt es zu einem
CO2-Mangel im Blut. Dieser CO2-Mangel führt zu einem Anstieg des
Blut-pH-Wertes (respiratorische Alkalose), der ebenfalls massive Störungen
im Organismus verursacht. Unabhängig vom NH3 kommt dieser Effekt immer dann
zum Tragen, wenn niedrige O2-Gehalte mit hohen pH-Werten (>pH 8 = minimaler
CO2-Gehalt) kombiniert werden. Weitere Faktoren in diesem Teufelskreis sind
dann der O2-Bedarf des Fisches (Wassertemperatur, Fütterung) und Effekte,
die die Atmung behindern (Nitritvergiftung, Kiemenschädigungen u.ä.).
Gegenmaßnahmen:
Unmittelbare Maßnahmen beim Auftreten erhöhter NH3-Werte sollten sich in
erster Linie auf eine Optimierung des O2-Gehaltes richten, wobei der
CO2-Gehalt des Wassers nicht verringert werden darf! Wasserfälle, Fontänen
und ähnliche Spielereien sind in Sachen CO2-Austrag um ein Vielfaches
effektiver, als sie O2 ins Wasser bringen. Man erweist den Fischen also
keinen Dienst, wenn man bei schon miesen O2-Gehalten (< 6 mg/l) den
O2-Gehalt auf Kosten der CO2-Konzentration mit solchen Belüftungsaktionen
verbessern möchte.
Daneben gilt es, den O2-Bedarf der Fische zu reduzieren. Das lässt sich am
besten über eine reduzierte bzw. befristet ganz eingestellte Fütterung
erreichen. Gleichzeitig wird mit dem Futter eine wesentliche Quelle für die
NH3-Freisetzung gekappt.
Lars Dettmann
- Winterzeit
oder: "Was muß ich beachten, um meine Koi gut durch die kalte Jahreszeit zu
bringen?"
Viele meiner Kunden stellen mir diese Frage. Mit diesem kleinen Bericht
möchte ich Ihnen einmal aufzeigen, wie ich meine Koi durch den Winter
bringe. Vorab sollte man aber erwähnen, dass alle Teiche eigenen Gesetzen
unterliegen und kein Teich gleich ist. Somit muss jeder Koiliebhaber für
sich selbst entscheiden wie und was er mit seinem Teich im Winter macht.
Koi sind eigentlich sehr robuste Fische. Sie vertragen Temperaturen von 4
bis 30 Grad ohne größere Probleme, trotzdem gibt es einige Dinge zu
beachten.
Bestimmte Temperaturbereiche schaden dem Koi. Dies liegt daran, dass bei
Temperaturen von 8 bis 13 Grad das Immunsystem der Koi nicht mehr gut
arbeitet, bestimmte Parasiten und Bakterien sich aber gerade bei diesen
Wassertemperaturen besonders gut vermehren und unseren Koi das Leben schwer
machen.
Temperaturunterschiede, oder besser gesagt Temperaturschwankungen, von mehr
als 5 Grad stressen den Koi sehr, da sein Organismus als Wechselblütler sich
den Temperaturen angleicht, und er somit viel Energie aufwenden muss um
seinen Organismus den Temperaturschwankungen anzugleichen.
Winterruhe hält der Koi bei 4 bis 6 Grad. Bei diesen Temperaturen steht der
Koi nahe am Boden des Teiches und bewegt sich kaum noch, da er selbst weiß,
dass jede Bewegung ihn sehr viel Energie kostet und mit einer starken
Anstrengung verbunden ist. Aus diesem Grund ist es ratsam, die Koi in ihrer Winterruhe nicht zu stören
und zu erschrecken. Jede noch so kleine Schwimmbewegung verbraucht unnötige
Energiereserven, die der Koi zur Überwinterung braucht.
Leider machen viele Koiliebhaber den Fehler und setzen zu den Koi Störe in
den Teich. Diese wunderschönen Tiere halten leider bei Temperaturen um die 5
Grad keine Winterruhe, sie sind ständig im Teich unterwegs und stören die
Koi. Oftmals stoßen sie die Koi an und die Koi schwimmen dann aufgeschreckt
durch den Teich. Wieder wird unnötig Energie verbraucht und der Organismus
des Koi geschwächt. Also, liebe Koifreunde, zum Wohle Eurer Koi, lasst die
Störe aus dem Koiteich !!!
Wie mache ich meinen Koiteich nun winterfest?
Als erstes sollte man etwas aus der Physik wissen. Wasser hat seine größte
Dichte bei 4 Grad und ist somit bei dieser Temperatur am schwersten.
In der Theorie sieht das nun folgendermaßen aus:
Ist der Teich nun wenigstens 150 cm tief so wird in dieser Tiefenregion
mindestens eine 40 cm hohe Schicht mit einer Temperatur von 4 Grad sein,
selbst wenn der Teich teilweise oder ganz zufriert.
Nun, das besagt die Theorie. Wie sieht das nun aber in der Praxis aus?
Hier spielen viele Faktoren eine Rolle, aber eines sei vorweg gesagt:
Diese Schichten gibt es selbst in Teichen von 200 cm Tiefe oder mehr so
gut wie nie !?
Nun fragen Sie sich sicherlich warum denn nicht. Dies läßt sich eigentlich
ganz einfach erklären. Die Koi schwimmen immer ein wenig, dadurch kommt es
zu Wasserverwirbelungen und zum Vermischen der einzelnen
Wasserschichten. Zusätzlich sorgen Regen, Wind und auch die Teichbelüfter
und der Wassereinlaß für ein ständiges Vermischen dieser Schichten.
Wie kann ich nun dafür sorgen, dass es trotz dieser vielen Faktoren eine
relativ warme Wasserschicht in Teichbodennähe gibt?
Zuerst werden die Bodenabläufe geschlossen. Pumpen und Belüfter werden aus
der Tiefenregion entfernt. Der Bachlauf wird abgestellt.
Wenn man den Filter über Winter durchlaufen lassen will, so setzt man die
Pumpe an eine flache Stelle im Teich, ca. 20 bis 30 cm unter die
Wasseroberfläche. Der Wassereinlauf wird so gestellt, dass das Wasser aus
dem Filter nicht in die Tiefenregion strömt und sich somit nicht mit dem
wärmeren Wasser mischt.
Eine gründliche Reinigung der Filteranlage und des Teiches vor dem
Winterbetrieb versteht sich dabei von selbst.
Betreibt man den Filter mit mehreren Pumpen, so kann man diese, bis auf
eine Pumpe abstellen. Der Filter verrichtet im Winter nur eine
Partikelreinigung, das heißt es werden nur Grobschmutz und Schwebstoffe aus
dem Wasser entfernt, denn die nitrifizierenden Bakterien, die Ammonium
abbauen stellen ihre Arbeit bei ca. 10 Grad Wassertemperatur ein.
Die UVC- Anlage kann ausgeschaltet oder abgebaut werden, da bei
Temperaturen unter 10 Grad auch kein Algenwachstum mehr vorhanden ist.
Die Lüfter hängt man ca. 15 cm unter die Wasseroberfläche an eine Ecke des
Teiches, damit dort ein Teil der Wasseroberfläche eisfrei gehalten wird.
Dadurch kommt es nicht zur Vermischung von kaltem und warmen Wasser und ein
Gasaustausch zwischen Teich und Luft ist gegeben.
Fährt man alle 14 Tage einen Teilwasserwechsel von 10 % durch, so wird das
den Teich zwar nicht viel erwärmen, jedoch wird sich die Warmwasserschicht
wieder etwas regenerieren. Es gibt Koiliebhaber, die es selbst bei strengen
Wintern schaffen, alleine durch stetige Frischwasserzufuhr mit Brunnenwasser
die Wassertemperatur am Teichboden bei 4 bis 6 Grad zu halten und das auch
ohne Heizung.
Um ein sehr starkes Auskühlen des Teiches zu verhindern kann man den Teich
mit diversen Materialien abdecken (Noppenfolie, Styropor, Styrodur,
PE-Bälle, Doppelstegplatten, usw...). Dabei sollte man aber auch darauf
achten, dass eine kleine Stelle im Teich nicht abgedeckt wird. Diese Stelle
sollte dann auch eisfrei gehalten werden (z.B. mit einem Teichheizer).
Um eine Stelle im Teich effektiv und mit relativ geringen Kostenaufwand
eisfrei zu halten gibt es im Teichzubehörhandel eine recht günstige Methode.
Man kombiniert einen Heizstab mit einem Frostwächter, der sich bei 0 Grad
einschaltet. Somit bleibt ein Teil des Teiches immer eisfrei. Angeboten
wird dieses System von der Firma Schego, zu beziehen im autorisierten
Fachhandel. Der Heizer mit 300 Watt kostet um die 70 DM und der Frostwächter
nochmals um die 80 DM.
Durch diese eisfreie Stelle kann man zum einen seine Koi auch im Winter
beobachten und bei eventuellen Krankheitserscheinungen handeln und zum
anderen wird auch hier wieder ein Gasaustausch gewährleistet.
Sollte es einmal zu einer geschlossenen Eisdecke am Teich kommen, so hacken
Sie niemals ein Loch ins Eis! Betreten Sie auch nie die Eisfläche oder
kommen Sie niemals auf die Idee auf dem Teich Schlittschuh zu laufen! Durch
diese Dinge werden die Koi in ihrer Winterruhe massiv gestört und der Lärm
ist für die Koi unerträglich!
Es kann dazu kommen, dass die Koi einem Herzversagen erliegen oder so
aufgeschreckt werden, dass sie soviel Energie verbrauchen und dadurch die
Winterzeit nicht überleben.
Eine geschlossene Eisdecke läßt sich am besten und ohne viel Stress für
ihre Lieblinge mit etwas heißem Wasser öffnen.
Ich arbeite ohne Abdeckung und Heizung und das schon seit Jahren ohne
größere Probleme oder Verluste bei meinen Koi. Mein Teich hat eine Tiefe von
190 cm und ein Volumen von 40.000 Liter. Bei mir läuft die Filteranlage
gedrosselt über den ganzen Winter. Bedenken sollte man aber auch, dass ich
in einer Rheinebene wohne, die eigentlich sehr milde Winter hat.
Allen Koiliebhabern mit Teichheizung sei hier ein Tipp gegeben. Heizen Sie
ihren Teich so lange auf wenigstens 15 Grad, bis die Tagestemperaturen 8
Grad nicht mehr überschreiten. Dann lassen Sie ihren Teich jeden Tag zwei
Grad abkühlen, bis Sie eine Teichtemperatur von 5 bis 6 Grad erreicht haben.
Wenn Sie ihren Teich über Winter bei diesen Temperaturen halten, werden Sie
so gut wie keine Probleme mit ihren Koi haben.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Koi eine schöne Winterzeit
Mario Barthelme
- Grundlagen der Wasserchemie
Mit diesem Text möchte ich alle jene Teichbesitzer ansprechen, die sich
bisher nur wenig über die Wasserwerte ihres Teiches gekümmert haben
oder aber ihr Wissen vertiefen möchten. Ich werde zuerst einige Grundlagen
und Begriffe erklären und anschließend genauer auf die einzelnen Vorgänge
eingehen. Abschließend folgen einige Schlussfolgerungen und Ratschläge.
Erstmal eine Erklärung:
Wenn ich in diesem Fachbeitrag über Nährstoffe rede, meine ich Nitrate
(NO3) und/oder Phosphate (PO4). Ein Biochemiker würde mich für diese
Definition kreuzigen, aber für unsere Zwecke ist das ok.
Wasser ist nicht gleich Wasser
Von außen betrachtet ist Wasser meistens klar. Klares Wasser, gutes
Wasser? Definitiv nicht. Es gibt jede Menge Stoffe, die im Wasser gelöst sein
können ohne mit dem Auge entdeckt zu werden und trotzdem schädlich sind. Was
interessiert uns besonders?
Der pH-wert
Im Wasser sind immer saure oder basische Stoffe. Wenn weder basische
noch saure Stoffe im Wasser sind, ist es chemisch neutral. Das entspricht
einem pH-wert von 7. Je mehr saure Stoffe im Wasser, desto niedriger der
pH-wert. Man spricht von saurem Wasser. Wenn viele basische Stoffe vorhanden
sind steigt der pH-Wert. Man spricht von alkalischem Wasser. Alle Lebewesen
im Wasser, ob nun Pflanzen, Tiere oder Mikroorganismen, reagieren sehr
stark auf Schwankungen des pH-Wertes. Weder extrem saures Wasser, noch extrem
alkalisches Wasser ist gesund für unseren Teich. Der pH-Wert wird durch
die Karbonhärte (KH) und das Kohlendioxid (CO2) bestimmt.
Gesamthärte ( GH )
Der Härtegrad des Wasser wird durch die im Wasser gelösten Calzium- und
Magnesiumsulfate bzw. -carbonate bestimmt. Das sind meistens Kalzium
und Magnesiumsalze. Ist die Konzentration dieser gelösten Salze hoch,
bezeichnet man das Wasser als hart, bei geringer Konzentration als weich.
Karbonathärte (KH)
Die Karbonathärte ist Teil der Gesamthärte. Sie gibt die Konzentration
an Carbonat an, welche im Wasser gelöst ist. Langfristig sinkt in einem
Teich die KH, weil das Wasser biogen entkalkt wird (Im Carbonat gebundenes
CO2 wird freigesetzt). Das wird jedoch teilweise durch Sulfat-Ionen wieder
ausgeglichen. Die KH steht im chemischen Gleichgewicht mit CO2 und beeinflusst den pH-Wert.
Eine hohe KH in Verbindung mit dem CO2-Gehalt des Wassers "puffert" und
verhindert so starke Schwankungen des pH-Wertes durch äußere Einflüsse.
Wenn die KH zu weit sinkt, führt das zu weniger stabilen pH-Werten, da die
Pufferkapazität dann schnell aufgebraucht ist. Hohe KH Werte sind wenig
bedenklich. Allerdings führt eine hohe KH allein schon zu einem pH-Wert
im Bereich zwischen 8 und 9.
Kohlendioxid (CO2)
CO2 ist wichtig für unseren Teich. Ohne CO2 würde im Teich nichts
wachsen, da alle Arten von Pflanzen CO2 zum Wachsen und für die Fotosynthese
(Traubenzucker-Produktion mit Sauerstoff als "Abfallprodukt") brauchen.
Eine zu hohe Konzentration ist jedoch für Fische und andere Tiere
giftig, wobei die Gefahr gering ist, dass in einem Gartenteich ohne äussere
Eingriffe jemals eine zu hohe Konzentration entsteht. Der CO2 Gehalt
beeinflußt den pH-Wert: Je höher der CO2 Gehalt, desto höher der
pH-Wert. Durch die Atmung der Fische und durch den Abbau von Kohlenhydraten und
Eiweißen im Stoffwechselvon aeroben Bakterien und Pflanzen entsteht
CO2.
Sauerstoff (O2)
Sauerstoff ist lebenswichtig. Auch im Wasser. Alles im Wasser braucht
O2 zum Leben. Pflanzen (während der Nacht), Tiere, die meisten Bakterien.
Der O2-Gehalt schwankt im Verlauf des Tages. Nachts wird O2 verbraucht,
aber nur wenig erzeugt oder dem Wasser zugeführt. Tagsüber produzieren
Wasserpflanzen sehr viel Sauerstoff, so dass am Abend der O2-Gehalt am
höchsten ist. Morgens hingegen ist er am geringsten.
Sauerstoff gelangt auf zwei Wegen in den Teich, nämlich durch die
Fotosynthese und den Eintrag von Luftsauerstoff durch einen Wasserfall,
einen Bachlauf oder durch von einer Pumpe hervorgerufene
Wasserverwirbelungen. Je bewegter das Wasser, desto mehr O2 wird durch
Lufteintrag aufgenommen. Fotosynthese ist ein mehrstufiger, komplizierter, pflanzlicher
Stoffwechselvorgang, bei dem Pflanzen aus CO2 und Licht Traubenzucker
erzeugen. Dabei wird Sauerstoff freigesetzt.
O2 wird zwar in mg/l angegeben, wirklich wichtig ist allerdings der
Sättigungsgrad des Wassers. Wasser kann, je nach Temperatur, nur eine
bestimmt Höchstmenge an O2 aufnehmen, bevor es gesättigt ist (100%).
Kaltes Wasser reichert sich schneller mit O2 an als warmes Wasser. Es ist
möglich, den O2-Gehalt über 100% steigen zu lassen.
Sauerstoff Sättigungskonzentration (Entspricht 100% Sättigung):
- 5° Wassertemperatur : 12,8 mg/l
- 10° : 11,3 mg/l
- 15° : 10,1 mg/l
- 20° : 9,1 mg/l
- 25° : 8,3 mg/l
- 30° : 7,6 mg/l
- 35° : 6,9 mg/l
Zum Vergleich: Kritische Werte für die Teichbiologie beginnen bei etwa
2 mg/l.
Nitrate (NO3)
Nitrate sind Mineralien, die entweder durch Umwelteinflüsse ins Wasser
gelangen (Dünger vom Rasen, teilweise auch im Leitungswasser enthalten)
oder durch den Stickstoffkreislauf erzeugt werden. Sie dienen Pflanzen als
Dünger. NO3 ist also wichtig für das Wachstum der Pflanzen. Leider
führt eine hohe NO3-Konzentration auch schnell zum Wachstum von Algen. NO3
ist in sehr hohen Konzentrationen giftig.
Ammonium (NH4):
Ammonium bildet sich aus dem bakteriellen und pflanlichen
Zersetzungsprozess von Eiweißen unter aeroben Verhältnissen (Sauerstoff ist zumindest in
geringen Maßen vorhanden), wenn der pH-Wert < 7 ist. Es wird nicht
weiter abgebaut und verbleibt als Ammonium Ion im Wasser. Diese wird von
Pflanzen als Dünger aufgenommen. Allerdings können nicht alle Pflanzen NH4
aufnehmen. Algen z.b. haben zwar eine extrem hohe NO3 (Nitrat) Aufnahme, aber nur
eine geringe NH4 Aufnahme. Wenn aus irgendwelchen Gründen Ammonium Ionen im Wasser verbleiben
(z.B. bei geringem Pflanzenbesatz) und dann der pH-Wert in alkalische Bereiche
ansteigt, gibt das Ammoniumion ein Wasserstoffkation ab und verwandelt
sich dadurch in giftigen Ammoniak, ein sich sehr gut in Wasser lösendes Gas
mit stechendem Geruch.
Ammoniak (NH3)
Ammoniak steht mit den Ammoniumionen im chemischen Gleichgewicht. Unter
basischen, aeroben Verhältnissen wird immer mehr Ammonium in Ammoniak
umgewandelt. Da NH3 bereits in geringen Konzentrationen (0,2mg/l)
giftig ist, sollte man insbesondere bei geringer Carbonathärte darauf achten,
dass der pH-Wert 7 nicht wesentlich überschritten wird.
Phosphate (PO4)
Phosphate sind Dünger, die auch, jedoch nur in geringen Mengen, von den
Wasserpflanzen und Bakterien für den Aufbau von Nucleotiden benötigt
werden. Sie entstehen als Stoffwechselprodukt bei der Glutaminsynthese in sehr
geringen Mengen. Hohe PO4 Konzentrationen entstehen eher durch
Umwelteinflüsse (Mutterboden im Teich, Rasendünger usw). Algen können
schneller als jede andere Pflanzenart PO4 aufnehmen. Hohe
Konzentrationen führen zu extremen Algenwuchs. Phosphate stabilisieren ("puffern") aber
andererseits ebenfalls den pH-Wert.
Der Stickstoffkreislauf
Um bei ungünstigen Wasserwerten eingreifen zu können, muss man wissen,
welche Zusammenhänge diese überhaupt regulieren. Was passiert da
unsichtbar im Wasser?
Das wichtigste, was im Wasser passiert, ist der Stickstoffkreislauf.
Ohne ihn würde nichts im Teich überleben.
1. Schritt:
Im Wasser sind immer Eiweißstoffe vorhanden, so z.B. von toten Tieren
(tierische Eiweiße ) oder Pflanzenresten (pflanzliche Eiweiße). Wenn
also irgend etwas im Wasser verrottet, verwandeln Bakterien die Eiweiße
(oder einfacher: Den "Dreck" ) unter Verwendung von Sauerstoff in CO2,
SO4 (Sulfat), PO4 (Phosphat) und NH4 (Ammonium).
Das CO2 verbleibt im Wasser und dient den Pflanzen als Nahrung. Sulfat
kann mit Calzium und Magnesium in Wasser gelöste Salze bilden, zusammen mit
der Carbonathärte trägt es deshalb zur Gesamthärte bei. Je höher der
Sulfatgehalt im Wasser, desto aggressiver ist das Wasser gegenüber
kalkhaltigem Gestein. Da Sulfat mit vielen Schwermetallen schwer
lösliche Salze bildet, kann es zu einer entsprechenden Entgiftung beitragen
(aber: nicht bei Kupfer, denn ausgerechnet Kupfersulfat ist gut löslich).
Außerdem können Wasserpflanzen Sulfat aufnehmen, zu Sulfid reduzieren und in
Eiweiße einbauen. Das Phosphat verbleibt im Wasser und dient als Dünger für
Pflanzen. Jedoch verschlechtert viel PO4 die Wasserqualität nachhaltig,
da Phosphat von Algen unter Verbrauch von Kohlendioxid am besten
aufgenommen wird. Schon Phosphatkonzentrationen von 1mg/l führen zu ausgeprägter
Algenbildung . Die Algen verdrängen andere Wasserpflanzen und
verbrauchen beim Absterben sehr viel Sauerstoff, deshalb besteht hier nachhaltig
eine Gefahr des "Umkippens" des Teiches in einen anaeroben Zustand. Deshalb
sollte der PO4-Gehalt möglichst gering sein.
Bei einem pH-Wert von unter 7 entstehen ausschließlich
Ammoniumkationen, die ungiftig sind. Je weiter der pH-Wert über den Neutralpunkt steigt,
desdo mehr NH3 wird produziert (giftig!).
2. Schritt:
Nitrosomonas Bakterien wandeln Ammonium in NO2 (Nitrit um. Das ist
ebenfalls giftig, entsteht aber nur kurzzeitig. Dabei wird Sauerstoff
(O2) verbraucht.
3. Schritt:
Nitrobacter, die mit den Nitrosomonas immer eng vergesellschaftet sind,
wandeln Nitrit in Nitrat um. Auch hierbei wird O2 verbraucht.
4. Schritt:
Pflanzen nehmen das NO3 und das PO4 (Phosphate) als Dünger auf.
5. Schritt:
Die Pflanzen produzieren aus CO2 und Licht unter anderem O2 (Sauerstoff),
welches wiederum von Tieren, Bakterien und Pflanzen aufgenommen wird.
Diese bauen daraus körpereigene Eiweiße auf. Tiere atmen CO2 aus.
6. Schritt:
Tiere und Pflanzen sterben ab , das Eiweiß zerfällt in Fäulnis- und
Verrottungsprozessen hauptsächlich zu Ammonium. Der Kreislauf beginnt
von vorn.
Was man sonst noch so wissen sollte
Eutrophes Wasser
Wenn das Wasser stark mit Nährstoffen versetzt ist (hoher NO3- und/oder
PO4-Gehalt), bezeichnet man es als eutroph. Durch die vielen Nährstoffe
vermehren sich extrem viele Algen, bei warmen Temperaturen oft auch die
fälschlicherweise als Blaualgen bezeichneten Cyanobakterien. Da
letztere auch Luftstickstoff direkt binden können, erhöht sich das übergroße
Nährstoffangebot lawinenartig. Bei diesem Vorgang wird sehr viel CO2
verbraucht. Durch die Senkung des CO2-Gehaltes steigt wiederum der
pH-Wert drastisch an. Ist die Oberfläche mit Algen/Cyanobakterien bedeckt,
kommt nur noch sehr wenig Licht ins Wasser. Unterwasserpflanzen verkümmern und
gehen im schlimmsten Fall ein. Diese fehlen bei der Sauerstoffproduktion für
die Arbeit der Nitrobacter, die dann aus Nitrit (giftig!) kein Nitrat mehr
machen können (anaerobe Verhältnisse). Irgendwann haben die Algen die
ganzen Nährstoffe aufgebraucht und es ist kaum noch CO2 im Wasser. Die Algen
sterben ab und werden wieder in Nährstoffe umgewandelt - und zwar
schlagartig. Wir wissen ja mittlerweile, dass dabei O2 verbraucht wird.
Wenn nun so viele Algen im Teich waren, dass bei dem Versuch sie in
Nährstoffe zu wandeln, der O2 Gehalt auf null geht, "kippt" der Teich. Der Teich
riecht faulig und alles Leben in ihm geht ein.
Eutrophe Verhältnisse führen darüber hinaus zu lebensbedrohlichen
Verhältnissen für Kiemenatmer (Fische): Dazu ist jetzt leider ein klein
wenig Grundverständnis der Chemie erforderlich - sonst glaubt einfach
die erläuternden Bemerkungen!
Ca(HCO3)2 minus CO2 (nimmt sich die Alge) => CaCO3 +H2O
Biogene Entkalkung (bei eutrophen Verhältnissen, also "CO2-Hunger"):
CaCO3 minus CO2 (nimmt sich die Alge, wenn Bikarbonat fehlt ) => CaO
Folge:
CaO + H2O => Ca(OH)2 => Ca 2+ + 2OH-
und diese Hydroxidionen sind das eigentliche Problem. Sie sorgen für
den hohen pH-Wert durch "Wegfangen" der Wasserstoffionen (H+).
Die aber würden dringend zur Lösung des Ammoniaks aus den Kiemen
gebraucht:
NH3 + H+ => NH4+
Da dieser Vorgang nun nicht stattfinden kann, vergiften sich die
Kiemenatmer, weil sie ihr Ammoniak nicht loswerden.
Die "Dreiheiligkeit" pH , Kh und CO2?
Wie oben bereits erwähnt, sind diese 3 Parameter voneinander abhängig.
Wenn 2 der Werte bekannt sind, kann man den fehlenden errechnen. Sollte man
nun an einem dieser Werte schrauben, ändern sich auch die anderen. Zum
Beispiel der pH-Wert: Angenommen, er ist zu hoch und muss gesenkt werden. Das
könnte man machen über eine Senkung des KH oder Erhöhung des CO2-Gehaltes. Ist
der KH Wert gleich null, dann ist der pH-Wert instabil und wird dann schon
bei geringen Mengen saurer Stoffe merklich sinken (Stichwort saurer Regen).
Das ist also auch nicht gut. Zuerst sollte man sich überlegen, WARUM der
pH-Wert so hoch ist. Ist z.B. die Carbonathärte auch schon gering ( 3 - 4),
kann es an zu geringer CO2-Konzentration liegen. Ein CO2 Mangel tritt wie
dargestellt bei vermehrtem Algenwachstum auf. Hast du zufällig gerade
jede Menge Algen ? Also: Ursache bekämpfen, nicht die Symptome. Raus mit den
Algen und den Nährstoff-Haushalt ins Gleichgewicht bringen, so das erst
gar keine Algen in großen Mengen entstehen können. Man sollte ruhig auch
einen vierten Wert zu Rate ziehen: Die Sauerstoffkonzentration. Sie sollte
immer in einem gesunden Teich immer über zwei Drittel des Sättigungswertes
liegen.
Das alte Gerücht über Algen und pH-Wert
Man hört oft das ein pH-Wert über 8 den Algenwuchs fördert. Das ist
wohl mit ein Grund dafür, warum die Teichianer so versessen auf eine pH-Wert von
7 oder noch weniger sind. Hier sollte man Ursache und Wirkung nicht
verwechseln. Wie schon gezeigt, sind die Zusammenhänge wesentlich
komplizierter. Es kommt auf eine ausgewogene Nährstoffsituation im
Teich insgesamt an und auf ein gut gepuffertes System. Der ph-Wert eines
gesunden Teiches sollte am besten zwischen pH 7,5 und pH 8,5 liegen. Und wenn
schon den pH künstlich senken, dann mit verstoffwechselbaren Säuren, also
Essigsäure, Brenztraubensäure, Zitronensäure oder Fumarsäure.
Bevor man sich also die KH zerballert, indem man krampfhaft versucht,
mit viel Chemie einen pH-Wert von 7 oder darunter zu erzielen , sollte man
es lieber die Natur machen lassen und sich anstelle von pH-minus-Produkten
eine Pfandflasche Bier kaufen. Guten Durst !
Fische füttern
Es macht einen Heidenspaß, seine Fische zu füttern, nicht wahr ? Wie
sie da so an der Oberfläche nach dem Essen grabschen, ist einfach toll. Du
ahnst was kommt? Das große ABER: Dabei sollte man ein paar Dinge im Kopf
behalten. Wir füttern die Fische nicht der Fische Willen , sondern nur, um uns an
ihrem Anblick zu ergötzen. In einem einigermaßen eingelaufenen Teich
finden die Fische genug Nahrung, auch ohne dass wir ihnen den Tisch decken
müssen. Nun ist aber Fischfutter ein 1A Eiweiß-Produkt. Wenn man die Fische zu
oft und zu viel füttert, landet vieles vom Futter auf dem Boden und wird in
Nährstoffe umgewandelt. Und selbst wenn nichts auf dem Boden landet,
steigt dadurch der Stoffwechsel der Fische, was wiederum zu mehr Nährstoffen
führt. Ich sage nicht, dass man seine Fische nicht füttern sollte! Ich sage
nur, dass man das obige im Kopf behalten sollte, und wenn der Nährstoff
Haushalt eh schon zu hoch ist, lieber nicht mehr füttert.
Das Nährstoff-Depot
Pflanzen nehmen Nährstoffe auf. Das wissen wir mittlerweile. Und sie
geben sie dann wieder in den Kreislauf zurück, wenn sie absterben. Bei stark
wuchernden Pflanzen kann man dem Wasser sehr einfach Nährstoffe auf
Dauer entziehen, schlicht, indem man die Pflanzen auslichtet. Die Nährstoffe,
die in den Pflanzen gebunden sind, die man aus dem Teich entfernt,
verschwinden aus dem Kreislauf. Deshalb sollte man stark wuchernde Pflanzen immer
einmal wieder auslichten. Am besten geht das bei Unterwasserpflanzen wie
Hornkraut, Wasserpest , Armleuchter Algen usw. da diese eine Menge Nährstoffe
binden, meistens sehr stark wuchern und es die Optik des Teiches nicht
schädigt, wenn man sie etwas stutzt.
Schlechte Wasserwerte
Was tun bei schlechten Wasserwerten ? Hier sind einige Tipps.
pH-Wert
Zu hoher Wert:
Senkung der KH oder Erhöhung der CO2-Konzentration.
PH Minus mittel wirken genau so. Sie Senken die KH. Man kann den
pH-Wert auch mittels Säure senken (siehe oben). Da sollte man sich aber vorher
genau informieren. Etwas kontrovers ist das Einhängen eines Torfsackes.
Funktioniert aber eigentlich auch ganz gut - vorausgesetzt, man
entfernt ihn rechtzeitig, bevor der Torf zu verrotten beginnt.
Zu niedriger Wert:
Erhöhung des KH Wertes oder Senkung des CO2 Gehaltes.
Bei kleinen Teichen Leitungswasser zulaufen lassen. (Hat meistens einen
pH-Wert zwischen 6,2 und 7. Vorher das Leitungswasser testen, da es oft
viel NO3 enthält und in manchen Gegenden auch zu geringe Härte aufweist.)
GH und KH
Zu hoher Wert:
Bei extrem hohen GH und KH Werten sollte man eingreifen. Meistens ist
dann auch der pH-Wert viel zu hoch. Das wird sich zwar über kurz oder lang
von selbst regulieren, wenn man jedoch Fische im Teich hat, sollte man
nicht so lange damit warten. Zulauf von weichem Wasser (Regenwasser).
Zu niedriger Wert:
Wie oben erwähnt ist ein Teich mit niedriger KH nicht stabil, da er den
pH-Wert nicht puffern kann. Hier sollte man eingreifen.
Zulaufen von hartem Wasser, z.b. Leitungswasser. Einbringen von
Muschelkalk. Wenn das nicht geeignet ist, fallen mir noch KH Plus Mittel ein.
O2:
Zu hoher Wert:
Brauchen wir uns nicht drüber zu unterhalten. Kommt
eigentlich eh nie vor.
Zu Niedrige Werte:
Förderung von Unterwasserpflanzen. Verminderung von O2 Verbrauchern (Fische)
Nährstoffe reduzieren (da beim Stickstoffkreislauf eigentlich in jedem
Schritt O2 verbraucht wird).
CO2:
Zu hoher Wert:
Auch das passiert nur äußerst selten. Er tritt eigentlich nur dann ein,
wenn KH und pH-Werte nicht stimmen (hohe KH, niedriger pH-Wert ). Wenn die
Werte wieder stimmen, stimmt auch der CO2 Wert. Auch das zuführen von O2
(siehe dort) senkt den CO2 wert. Zu viele Fische treiben den CO2 Wert
ebenfalls in die Höhe.
Zu niedriger Wert:
Ein niedriger CO2 Wert führt zu einem hohen pH-Wert. Maßnamen, die den
pH-Wert senken, erhöhen den CO2 Gehalt. Ebenfalls hilft bei viel Sonne
eine Abschattung des Teiches mit Pflanzen oder dem schon erwähnten
Sonnenschirm. (Sagte ich schon mal, das der allerdings hässlich ist?).
NH3:
Zu hoher Wert:
Wenn der Wert zu hoch ist stimmt im Teich etwas ganz gewaltig nicht.
Entweder die Bakterien die NH3 in NO2 und dann in NO3 wandeln sind
nicht aktiv (extremer O2 Mangel ) oder es sind so viele Eiweiße im Teich
(tote Tiere oder Pflanzen Reste), dass die Bakterien nicht mehr mit der
Umwandlung hinterher kommen. Dann muss der "Dreck" raus und dem Wasser Sauerstoff
zugeführt werden. Bei einem reinen Fischteich mit sehr wenig Pflanzen,
ohne Bodengrund usw. kann es auch passieren, dass sich nicht genug Bakterien
für den Stickstoffkreislauf ansiedeln. Dann muss ein Filter her.
Zu niedriger Wert:
Nun, wie soll ich es sagen. Ihr NH3 gehalt ist gleich Null? Freuen
sie sich und lesen sie weiter!
NO2/NO3
Zu hoher Wert:
Zu viele Nährstoffe. Also müssen die raus. Z.B. Wasserpflanzen
einsetzen, Fischbestand reduzieren, tote Tiere und Pflanzenreste entfernen, das
Eindringen von Rassendünger oder Erde in den Teich verhindern und/oder
einen Pflanzenfilter bauen.
Zu niedriger Wert:
Das ist nun wahrlich kein Problem. Freuen sie sich!
Ich hoffe ich habe Dir hiermit genug Wissen vermittelt, damit Du die
Wasserqualität in deinem Teich beurteilen und entsprechend eingreifen
kannst. Außerdem solltest Du nun in der Lage sein, die meisten
chemischen Mittel, die einem so im Zoofachhandel angeboten werden, mit guten
Gewissen abzulehnen *g*.
Dirk Rainarz
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